Stallvarianten für Kälber
Es gibt einige Stallvarianten für die Gruppenaufstallung von Kälbern. In diesem Beitrag werden die Möglichkeiten und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile beschrieben.
Die meisten Kälber befinden sich immer noch in Einflächenbuchten, die mithilfe von unterschiedlichen Lüftungssystemen belüftet werden und sich in unterschiedlichen Gebäudehüllen befinden. Meist handelt es sich um Gebäude, die ursprünglich einem anderen Zweck gedient haben und für die Kälberhaltung umgebaut wurden. Zu den Vorteilen gehören in einem solchen Fall die meist niedrigen Umbaukosten. Probleme bereiten aber häufig die Lüftung und ein vergleichsweise hoher Bewirtschaftungsaufwand.
Im Einzelnen muss geprüft werden, ob die Möglichkeit besteht, zwei Entmistungsachsen einzubauen, um den Bewirtschaftungsaufwand zu verringern. Bei Problemen mit Zugluft oder herabfallender kalter Luft muss geprüft werden, ob der Einbau von Kälbernestern sinnvoll ist. Bestehen Probleme mit zu hohen Ammoniakgehalten, meist in Ställen mit niedrigen Deckenhöhen, kann eventuell der Einbau von Belüftungsschläuchen Abhilfe schaffen.
Riswicker Kälberstall
Riswicker Kälberställe werden in zwei Varianten, mit mittigem Futtertisch und mit einem Futtertisch am Windschutznetz, gebaut. Es handelt sich hier ebenfalls um Einflächenbuchten mit hochgelegter Standfläche am Futtertisch, die in der Regel eine Tiefe von 1,5 m besitzt, die den Nachteil haben, dass sie nicht maschinell gereinigt werden können. Darum ist es sinnvoll, sie herauszunehmen und, wie im Holsteiner Kälberstall, über den gesamten Liegebereich zwei Entmistungsachsen einzurichten. Als Gebäudehülle sind Pultdachhallen vorgesehen. Um die Höhe der vorderen Traufseite zu verringern, kann das Dach abgewinkelt werden. Es ist sinnvoll, diese Seite mit einem leicht zu öffnenden Windschutznetz zu versehen. Es ist zu empfehlen, in die hintere Traufseite ab einer Höhe von 1,5 m eine Jalousie einzubauen, um im Sommer die Möglichkeit einer Querlüftung nutzen zu können. In der übrigen Jahreszeit ist eine Lüftung über die vordere Traufseite geplant.
Es ist darauf zu achten, dass die Liegefläche für die Kälber nicht tiefer gelegt wird. Dies geschieht nicht selten, um das Entmistungsintervall verlängern zu können. Die Luftqualität verschlechtert sich dadurch in der Regel zum Ende der Endmistungsperiode jedoch sehr stark. Aus diesem Grund sollte darauf verzichtet werden. Ein 14-tägiges Entmistungsintervall wird, wie auch in allen anderen Kälberställen, aufgrund der ansonsten steigenden Ammoniakbelastung empfohlen.
Der Großraumiglustall
Der Großraumiglustall der Firma Holm & Laue besteht wahlweise aus zwei überdachten Laufflächen beiderseits des ebenfalls überdachten Futtertisches und den dort anschließenden betonierten Flächen, auf denen die Großraumiglus aufgestellt werden können. Alternativ stehen auf der einen Seite die Großraumiglus und auf der gegenüberliegenden Seite des Futtertisches Einzel-iglus. Da keine Außenwände existieren, hat diese Haltungsform den Vorteil, dass zumindest in der Umgebungsluft auf den Laufflächen eine vergleichsweise niedrige Keimkonzentration herrscht.
Der Nachteil ist, dass sich schleusender Wind, der bei niedrigen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit zum Problem werden kann, nur schwer verhindern lässt. Sinnvoll ist es darum, solche Stallanlagen an windgeschützten Standorten zu errichten. Zum Entmisten der Laufflächen können die Kälber in den Iglus und zum Entmisten der Großraumiglus auf den Laufflächen abgesperrt werden. Für das Umsetzen der Großraumiglus vor und nach dem Entmisten wird eine zusätzliche Standfläche benötigt. Für die Arbeiten ist in der Regel die Hilfe einer zweiten Person erforderlich.
Holsteiner Kälberstall
Der Holsteiner Kälberstall kann in verschiedenen Varianten gebaut werden. Als Gebäudehüllen dienen Satteldach- oder Scheddachhallen. Aus lüftungstechnischer Sicht, sind Satteldachhallen mit Lichtfirst vorzuziehen. In der klassischen Version befindet sich auf der einen Seite des mittigen Futtertisches eine Reihe Gruppenbuchten, auf der anderen Seite Einzeliglus. In der gespiegelten Variante werden auf beiden Seiten Gruppenbuchten eingebaut.
Die Gruppenbuchten sind mittig, parallel zum Futtertisch durch eine 20 cm hohe Aufkantung geteilt. Dadurch entstehen zwei Entmistungsachsen von 4 m, mindestens jedoch 3 m. Die Gesamtbuchtentiefe beträgt entsprechend 8 m, mindestens jedoch 6 m. Die Buchtenbreite muss so bemessen sein, dass sich die seitlichen Schwenktore der Buchtenabtrennungen zur Aufkantung hin aufschlagen lassen. Das heißt, die Schwenktore müssen im aufgeschlagenen Zustand zwischen die Stützen passen, die auf der Aufkantung stehen und in der Regel dem Binderabstand entsprechen. Bei breiterem Binderabstand kann zum Ausgleich auf die Aufkantung ein feststehendes Blindgitter montiert werden. Zum Entmisten können die Kälber durch Schwenken der Tore zur Aufkantung wechselseitig im traufseitigen Teil der Buchten oder auf der Buchtenseite am Futtertisch abgesperrt werden. Dadurch ist das Entmisten mit einer Person möglich. Bei Bedarf lassen sich die Buchtengänge bei voll besetztem Stall nach dem Ausmisten waschen und desinfizieren. Die Aufkantung verhindert, dass Wasser in die zweite Buchtenhälfte eindringen kann. In jeder Bucht sind beiderseitig der Aufkantung Abflüsse eingebaut, die über ein unter dem Boden liegendes 150er-KG-Rohr entwässert werden.
Mit Iglus ergänzen
Bei der gespiegelten Version besteht auch die Möglichkeit, einen Teil oder die gesamte Fläche auf der gegenüberliegenden Traufseite für das Aufstellen von Einzeliglus oder Boxen zu nutzen. In diesem Bereich entfällt die Aufkantung. Ebenfalls kann der Stall auch mit einem Güllekanal am Futtertisch hergestellt werden. Die Gesamtbuchtentiefe bleibt bei 8 m. Am Futtertisch befindet sich in diesem Fall ein 3 m breiter Güllekanal. Die traufseitigen eingestreuten Buchten besitzen dann eine Tiefe von 5 m. Das bedeutet, dass die Mindestbreite der Buchten ebenfalls 5 m betragen muss. In Kombination mit Stroh ist es zwingend notwendig, den Spaltenboden mit einer Gummiauflage zu versehen. Die Spaltenbreite der Gummiauflage darf in diesem Fall 3 cm betragen, die der darunterliegenden Spalten 3,5 cm. In den Buchten, in denen sich zu tränkende Kälber befinden, wird der Einbau von Kälbernestern empfohlen. Die Rückwand ist mit Hohlkammerprofilplatten verkleidet. Die seitlichen Schwenktore, die aus Rohrrahmen mit eingeschraubten Hohlkammerprofilplatten bestehen, befinden sich maximal 25 cm über dem Boden.
Kälbernester als Schutz
Die Hohlkammerprofilplatten stoßen bei abgesenktem Deckel von unten gegen die Abdeckplatten. Dadurch entsteht ein doppelter rechter Winkel, der einen guten Schutz gegenüber einströmender kalter Luft bietet. Damit die Deckel dicht auf den Toren aufliegen, leisten auf die Tore aufgeschweißte Flacheisen gute Dienste. Auch ist in diesem Zusammenhang auf eine ausreichende Traufhöhe zu achten, sodass die Abdeckplatten der Kälbernester im hochgezogenen Zustand nicht gegen die Dachsparren schlagen.
Dr. Hans-Jürgen Kunz,
Institut für Tierzucht und Tierhaltung Kiel