Die nächste Hitzewelle kommt bestimmt

15. Mai 2019

Das Institut für Landtechnik und Tierhaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) veranstaltete in Grub zwei Informationstage zum Thema „Automatisierung im Milchviehstall“. In Kurzvorträgen wurden durch Experten der aktuelle Stand des Wissens und praktische Erfahrungen zu Luft- und Lichtbedingungen im Stall vorgestellt.

Bevor ein neuer Stall gebaut wird, sollte viel Zeit in die Planung, nicht zuletzt auch der Belüftung und Belichtung, investiert werden. © Florian Maucher

Hohe Temperaturen machen nicht nur uns Menschen zu schaffen, sondern belasten auch Rinder. Insbesondere Hochleistungskühe leiden unter Hitze. Bevor Johannes Zahner von der LfL die Faktoren nannte, welche die Erwärmung bzw. Abkühlung eines Stalles beeinflussen, stellte er den Temperatur-Humidity-Index (THI) vor. Damit könne man abschätzen, ab wann die Kühe hitzestressgefährdet sind. Der THI wird berechnet aus der Lufttemperatur und der relativen Luftfeuchte. Bei Werten unter 60 ist kein Hitzestress zu erwarten, ab 80 liegt eine starke Hitzestressbelastung vor. Weiter stellte Johannes Zahner die Erfahrungen zur Verbesserung des Stallklimas im Gruber Kuhstall vor.

Soll ein neuer Stall gebaut werden, so sollte dieser nach der Hauptwindrichtung zugunsten einer optimalen Durchlüftung ausgerichtet sein. Zahner betonte, dass die Innentemperaturen von konventionellen Ställen mit mehrschichtigen oder gedämmten Dachaufbauten, ausreichenden Dachüberständen, großen Lüftungsöffnungen und wenn der Stall in Hauptwindrichtung steht, nahe an den Außentemperaturen liegen. Entscheidend sei die Höhe des Luftwechsels. In Ställen mit Gründach wirke sich die Verdunstung von Niederschlägen günstig auf das Stallklima aus. Neben der Verdunstung biete die Vegetationsschicht zusätzlichen Sonnenschutz. „Ventilatoren sorgen für eine kühle Brise im Stall“, sagte Johannes Zahner. Mit Ventilatoren könnten die Kühe aktiv gekühlt werden. Das heißt, durch die Luftbewegung auf den Tieren wird deren Wärmeabgabe unterstützt. Um einen Abkühleffekt zu erreichen, müsse eine Luftgeschwindigkeit von mindestens 2 m/s erreicht werden. Selbst in Außenklimaställen mit viel frischer Luft tragen Ventilatoren zur Verbesserung des Wohlbefindens der Kühe bei.

Mal kurz duschen

Kuhduschen sind nach Aussage von Johannes Zahner bei hohen sommerlichen Temperaturen ebenfalls sehr hilfreich. Der Rücken der Kühe wird mit grobtropfigem Wasser beregnet. Das Wasser verdunstet und kühlt so die Tiere. Eine andere Möglichkeit wäre die Hochdruckvernebelung von Wasser. Beides – die Kuhdusche und die Hochdruckvernebelung – erhöhen die relative Luftfeuchtigkeit und können sich unter Umständen negativ auf die Stallhygiene auswirken. Wichtig ist deshalb, dass beide Systeme mit einer Steuerung ausgestattet werden, damit die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch wird.

Für gesunde Klauen braucht es Klauenpflege. Dazu gehören ebene, trockene und saubere Laufflächen. Dr. Bernhard Haidn, LfL, stellte in seinem Referat die Anforderungen an die Laufgänge vor. Wichtig seien ausreichend breite Laufgänge. Beispielsweise sollten sie am Fressplatz zischen 3,5 m und 4,0 m deutlich breiter sein als zwischen den Liegeboxen mit 2,5 m bis 3,0 m. Außerdem müssten sie rutschfest sein, dürften keine Mulden haben und einen Klauenabrieb im richtigen Umfang gewährleisten. Wichtig sei die regelmäßige Reinigung auch von Spaltenböden. Leider würde dies häufig vernachlässigt. Planbefestigte Laufflächen könnten mit Schieberanlagen gereinigt werden, für Spaltenböden gebe es Entmistungsroboter.

„Licht in Milchviehställen ist zu einem wichtigen produktionstechnischen Kriterium geworden“, sagte Prof. Dr. Klaus Reiter, LfL. „Bisher war die Beleuchtung in den Ställen ausschließlich am Menschen ausgerichtet. Doch Kühe sehen anders als Menschen. Sie sehen weniger scharf, haben aber ein weiteres Sehfeld, in der Dämmerung sehen Kühe besser als Menschen.“ Weiter sei die Hell-Dunkel-Anpassung bei Rindern langsamer. Deshalb würden sie sich beim Verladen dagegen wehren, den Viehanhänger zu besteigen. Abhilfe könne eine Orientierungslampe im Viehanhänger schaffen. „Kühe benötigen ein anderes Licht als Menschen“, sagte Prof. Reiter. Eine Kuh könne langwelliges rotes Licht nicht sehen, kaltweißes Licht eigne sich deshalb besser zur Stallbeleuchtung. Die Lichtdauer in Kombination mit der Beleuchtungsintensität beeinflusst die Fruchtbarkeit, das Wachstum und die Leistung der Kühe. Prof. Reiter verwies dabei auf einen Versuch, wonach Kalbinnen, die 16 Stunden am Tag Licht hatten, schneller wuchsen und früher geschlechtsreif wurden. Kühe gaben mehr Milch. Aufgrund der spektralen Zusammensetzung des Lichtes, der hohen Lichtausbeute, der langen Lebensdauer und des geringen Stromverbrauches empfahl er LED- Leuchten.

Weitere Informationen und den Tagungsband finden Sie im Internet unter http://www.lfl.bayern.de.

Edith Luttner

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