Der Untergrund muss stimmen

5. Oktober 2022

Rutschfestigkeit, Hygieneeigenschaften, Reinigungsfreundlichkeit… Es gibt zahlreiche Anforderungen an den Melkstandboden. Wie Sie für Mensch und Tier das Bestmögliche erreichen.

Die Verschmutzungen auf den Stehflächen für die Tiere und im Arbeitsbereich des Melkers stellen hohe Anforderungen an die Rutschfestigkeit. Foto: Florian Maucher

Melkstandböden müssen gleichzeitig verschiedene Anforderungen erfüllen:
• Wärmeisolation – Fußwärme: Der Arbeitsbereich des Melkers ist so zu gestalten, dass zum Beispiel durch den Einsatz von isolierenden Materialien eine möglichst geringe Wärmeableitung entsteht.
• Chemische Beständigkeit: Neben der Resistenz gegenüber Fäkalien und Milchinhaltsstoffen muss der tägliche Einsatz von bewilligten Reinigungs- und Entkeimungsmitteln möglich sein.
• Mechanische Beständigkeit: Die intensive Nutzung der Oberflächen erfordert eine entsprechende Abriebfestigkeit. Die Stehflächen der Tiere müssen zudem hohen Druckbelastungen standhalten.
• Wärmeausdehnungsverhalten: Im Hinblick auf bleibende Rissfreiheit soll das Wärmeausdehnungsverhalten des Bodenbelags ähnlich sein wie beim Unterbau.

Bei der Ausführung der Böden ist zwischen dem Arbeitsbereich für den Melker sowie den Lauf- und Stehflächen für die Tiere zu unterscheiden. Die Tierbereiche müssen toleranter gegenüber groben Verschmutzungen wie Kot sein. Deshalb ist hier eine etwas gröbere Oberflächenstruktur vorteilhaft. Im Arbeitsbereich des Melkers wurden bisher unterschiedliche Materialien wie Beschichtungen mit Fließmörtel, Epoxidharz mit feinkörnigen Sanden, Plattenbeläge, Kunststoffroste (zum Beispiel aus HDPE, PP) oder Ringgummimatten eingesetzt. Für die Lauf- und Stehflächen der Tiere waren es Beschichtungen aus Epoxidharz und Sand, Mörtel-Beläge, Gussasphalt sowie in den letzten Jahren vermehrt elastische Gummibeläge.

Ausrutschen vermeiden

Die Verschmutzungen auf den Stehflächen für die Tiere und im Arbeitsbereich des Melkers stellen hohe Anforderungen an die Rutschfestigkeit. Beschichtungen aus Epoxidharz-Sand sind bei den Melktechnikfirmen das Material der Wahl, da sie den vielfältigen Anforderungen am ehesten gerecht werden. Der Einbau solcher Beschichtungen erfordert jedoch verschiedene bauliche Voraussetzungen. Der Untergrund muss für den Einbau absolut trocken und staubfrei sein. Oft ist dennoch eine Feuchtigkeitssperre erforderlich, um Blasenbildungen und ein späteres Aufreißen des Belags zu vermeiden. Als Haftbrücke werden beim Einbau entsprechende Primer eingesetzt. Um eine hohe Rutschfestigkeit zu erreichen, werden bestimmte Sandkörnungen benötigt. Für den Arbeitsbereich der Melkperson sind dies eher feinere Körnungen im Bereich 0,3 bis 0,9 mm, im Tierbereich sind es 0,7 bis 1,2 mm. Eine gute Versiegelung ist unbedingt erforderlich, um eine effiziente Reinigung und eine hohe Haltbarkeit sicherzustellen. Zur Farbgebung stehen Farbpigmente und farbige Sande zur Verfügung. Damit erhält die Beschichtung neben den gewünschten Farben zusätzliche Struktur. Im Melkstand sind helle, warme Farben erwünscht. Besonders eignen sich gelbe, rote und braune Farbtöne. Diese sind im Melkstand auch im Hinblick auf Verschmutzungs- und Alterungseffekte vorteilhaft.

Elastische Gummibeläge
Elastische Gummibeläge drängen sich aus heutiger Sicht insbesondere im Warteraum zum Melkstand auf. Hier stehen und bewegen sich die Tiere über längere Zeit auf engem Raum. Die elastischen Eigenschaften unterstützen die physiologische Funktion der Klauen und vermindern mechanisch traumatische Verletzungen. Um die wichtigste Eigenschaft der Verformbarkeit zu erhalten, muss ein Einsinken der Klauen um ca. 3 mm gewährleistet sein. Im Hinblick auf die Toleranz gegenüber Verschmutzungen ist aber dennoch eine makro-rauhe Oberflächenstruktur erforderlich. Elastische Gummibeläge weisen bei entsprechender Reinigung eine hohe Rutschfestigkeit auf.

Die wärmeisolierenden Eigenschaften von Gummibelägen wirken sich positiv auf die Fußwärme aus. Ob in Ställen, in denen sämtliche Laufflächen mit Gummibelägen ausgestattet sind, auch der Melkstand ausgerüstet werden sollte, lässt sich nicht abschließend beantworten. Oftmals bieten sich die Gummiauflagen deshalb an, weil sie im laufenden Betrieb montierbar sind. Die momentan erhältlichen Materialien werden als Matten- und Bahnenware lose verlegt oder verschraubt. Damit lassen sich die Hygieneanforderungen im Melkstand kaum erfüllen. Die Montage ist auf planbefestigten Laufflächen und auf Spaltenböden möglich. Bei der Montage müssen temperaturbedingte Ausdehnungen mit berücksichtigt werden.

Hohe Qualitätsansprüche
Gussasphalt kam bisher in Melkständen dort zum Einsatz, wo gleichzeitig die Laufflächen im Stall damit belegt wurden. Die Qualitätsansprüche an Rezeptur und Einbau sind im Stall und in Melkständen sehr hoch. In den vergangenen Jahren haben daher Agroscope und Hersteller in gemeinsamen Untersuchungen Verbesserungen im Hinblick auf die Beständigkeit sowie die Druckfestigkeit von Gussasphalt für Laufflächen in Rindviehställen erzielt. Hinsichtlich Haltbarkeit und Tiergerechtheit ist neben der chemischen Zusammensetzung auch die Oberflächenbearbeitung maßgebend. Mit optimierten Asphaltmischungen sowie Sanden für die Oberfläche ergeben sich wesentliche Verbesserungen.

Dies erfordert unter anderem den Einsatz von Gesteinskörnungen der Kategorie C50/30, von polymermodifizierten Bitumen (PmB Typ E) und von rundkörnigen Natursanden für die Oberflächenbearbeitung. Neben Empfehlungen für die Hersteller steht dazu auch ein Verfahren zur Prüfung der Beständigkeit von Gussasphalt zur Verfügung.

Beat Steiner, AGRIDEA (Schweiz)

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