Versprechen zu Gülleversuchen eingehalten
Der Spitalhof in Kempten bleibt als wichtiger Forschungs- und Bildungsstandort im Allgäu erhalten. Das haben Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Agrarministerin Michaela Kaniber bei einem Besuch in Kempten deutlich gemacht. In ihrem Beisein wurde Mitte September der Vertrag zur Anmietung des dem Milchwirtschaftlichen Vereins Bayern gehörenden Spitalhofs durch die Bayerischen Staatsgüter um weitere zehn Jahre verlängert und unterschrieben.
Ministerpräsident Dr. Markus Söder: „Bayern steht zum Ländlichen Raum. Die Verlängerung des Pachtvertrags ist ein wichtiges Signal für die landwirtschaftliche Aus- und Fortbildung. Hier wird wertvolle Pionierarbeit geleistet. Wir setzen in Bayern auf Familienbetriebe statt Agrarfabriken. Leider werden die bäuerlichen Betriebe von zwei Seiten bedrängt: von internationalen Billigprodukten aus dem Ausland und von zusätzlichen Auflagen des Bundes. Wir in Bayern unterstützen dagegen unsere heimische Landwirtschaft, damit unsere hohe Lebensmittelqualität bewahrt bleibt. Mit dem Zukunftspakt für Landwirtschaft unterstützen wir die Landwirtschaft jährlich mit bis zu 120 Millionen Euro.“
Agrarministerin Michaela Kaniber: „Die Verlängerung des Pachtvertrags ist ein weiteres Zeichen der Wertschätzung für die Landwirtschaft. Damit wird dieses für die Allgäuer Milchviehwirtschaft bedeutende Versuchs- und Bildungszentrum als zentrale Wissensdrehscheibe für die Zukunft gesichert. So kann hier weiterhin zur Grünlandwirtschaft und Düngung geforscht und vor allem die überbetriebliche Ausbildung in der Landwirtschaft betriebsnah für die angehenden Landwirte organisiert werden. Der Spitalhof ist mit seiner Lage geradezu prädestiniert dafür.“
Wie die Ministerin in Kempten mitteilte, werden im Allgäu nun auch die zusätzlichen Versuche zu möglichen Alternativen einer bodennahen Gülle-ausbringung und ein Modellprojekt zur mobilen Separation durchgeführt, die sie beim Praxistag im Juli in Ruderatshofen in Aussicht gestellt hatte. „Beides wird jetzt kommen. Mir war aber wichtig, dass diese Projekte zusammen mit unseren Landwirten entwickelt werden. Dies ist nun gelungen, die Projekte können genehmigt werden“, erklärte die Ministerin.
Das Forschungsprojekt „Alternative Ammoniak-Minderungsoptionen bei Gülleausbringung“ ist mit gut 350.000 Euro dotiert. Es wurde in mehreren Gesprächsrunden mit Abgeordneten aus der Region, den Günzacher Landwirten und der Interessengemeinschaft gesunde Gülle entwickelt. Zusätzlich waren Vertreter des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Landwirtschaft verbindet Bayern e.V. (LSV), des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM), der Landesvereinigung für Ökologischen Landbau (LVÖ) und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) beteiligt. Auf Initiative der Regierungsfraktionen wurden dafür 300.000 Euro bereitgestellt, die restlichen Kosten trägt das Agrarministerium.
Und auch ein weiteres Thema wird laut Kaniber angepackt: Im Vorhaben „Praxisprojekte zur Etablierung der mobilen Gülleseparierung im Grünlandbetrieb“ sollen in Zusammenarbeit mit dem Maschinenring Ostallgäu überbetriebliche Logistiklösungen entwickelt, mobile und innovative Separationsanlagen hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit gerade auch bei Grünlandbetrieben mit 20 bis 50 Kühen im Allgäu getestet sowie die Reduzierung sichtbarer Güllebänder überprüft werden. Die Kosten von annähernd 250.000 Euro übernimmt das Ministerium, bei entsprechender Beteiligung der Landwirte kann die Finanzierung um weitere 80.000 Euro aufgestockt werden. Dabei soll auch innovative Technik aus der Region zum Einsatz kommen.
Im Anschluss an den Besuch des Spitalhofs informierten sich der Ministerpräsident und die Ministerin am benachbarten Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum (LVFZ) Kempten. „Das LVFZ ist das Kompetenzzentrum in Bayern für die Aus- und Fortbildung der milchwirtschaftlichen Fachkräfte, die mit der Herstellung von Milchprodukten befasst ist“, sagte Ministerin Kaniber. Jährlich werden hier 260 Auszubildende auf ihre anspruchsvollen Berufe in der Milchwirtschaft vorbereitet. „Die milchwirtschaftlichen Berufe sind sehr attraktiv. Sie bieten gute Erwerbs- und auch Fortbildungsmöglichkeiten. Und Fach- und Führungskräfte werden in diesem Bereich dringend gesucht. Wir brauchen diese Kräfte, um den Milchstandort Bayern auch für die Zukunft zu sichern“, so Kaniber. Die Milchwirtschaft ist der bedeutendste Betriebszweig der bayerischen Landwirtschaft. Fast jeder zweite Milchviehbetrieb Deutschlands befindet sich im Freistaat.