Eine Woche „wahre Kosten“ – und dann?
Für eine Woche bietet der Discounter Penny neun ausgewählte Produkte zu den „wahren Kosten“ an. „Welche Absichten stecken dahinter?“ fragt sich der Vorstandsvorsitzende der MEG Milch Board Frank Lenz. Die Wissenschaftler*innen, die diese Kosten berechnet haben, erhoffen sich durch die Aktion neue Erkenntnisse über das Einkaufsverhalten der Konsumenten*innen und Impulse, um das Zustandekommen von Lebensmittelpreisen neu diskutieren zu können.
Doch was bezweckt Penny, der – wie die Mitbewerber auch – enormen Kostendruck auf die Erzeuger und Lieferanten ausübt und die eigenen Leistungen für die Umwelt ausklammert? Wenn Aufmerksamkeit das Ziel war, wurde es durchaus erreicht. Wie nachhaltig das Ganze sein wird, ist fraglich.
Der Mehrpreis für die ausgewählten Produkte wird als „Umweltausgleich“ deklariert. Diesen Ansatz findet Lenz unfair und zu kurz gesprungen: „Den Konsumenten*innen wird an dieser Stelle die Verantwortung aufgebürdet. Ferner entsteht der Eindruck, es handele sich um einen Ausgleich für die Umweltschäden, die die Landwirtschaft verursacht. Zudem werden die Kundinnen und Kunden bei der Interpretation der Ergebnisse allein gelassen und keine echten Lösungsansätze aufgezeigt.“
Es ist unbestritten, dass viele Lebensmittel zu günstig angeboten und die ökologischen und sozialen Kosten nicht immer korrekt abgebildet werden. Lenz weist darauf hin, dass in den Preisen auch keine kostendeckenden – geschweige denn gewinnbringenden – Preise für die Erzeuger*innen enthalten sind. „Wenn wir für unsere Produkte angemessen bezahlt werden würden, könnten wir in die Zukunft unserer Betriebe – und in die Umwelt – investieren, und fragwürdige Spendenaktionen wie die von Penny im Rahmen der Aktionswoche für das Projekt „Zukunftsbauer“ wären überflüssig. Wir wollen keine Almosen, sondern angemessene Preise!“
Auch wenn Lenz die Penny-Kampagne für wenig zielführend hält, zeigen die zum Teil sehr heftigen Reaktionen, dass das Thema nicht nur für Bäuerinnen und Bauern von Belang ist. „Wir sollten die Chance nutzen, um auf die Verantwortlichkeit eines jeden Einzelnen in der Kette der Lebensmittelversorgung zu schauen und damit neue Lösungsansätze zu finden, die einen wirkungsvollen Umweltschutz ermöglichen.“
pm