Butterpreis auf Rekordniveau – was passiert jetzt am Milchmarkt?

29. Oktober 2024

Im malerischen Lindau am Bodensee ging die zweitägige Jahrestagung des Milchindustrie-Verbandes zu Ende. Traditionell analysiert der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes Peter Stahl zu diesem Anlass die aktuelle Lage auf den Märkten. „Ursächlich für den Butterpreisrekord sind der Rückgang der Milchanlieferung und Inhaltsstoffe mit weniger Milchfett. Im Grunde genommen ist es gut, dass der Verbraucher mehr Milchprodukte mit natürlichem Fettgehalt bevorzugt anstelle von light-Produkten. Die große Herausforderung für Molkereien ohne die aktuellen Marktgewinner wie Butter ist, diese Faktoren in die Verwertung ihrer Produkte umzumünzen“, stellt Peter Stahl fest.

Foto: Pixabay

Im Oktober 2024 erzielte Butter einen Rekordpreis von 2,39 Euro (Päckchen Eigenmarke) und übertraf damit die Rekordmarke von 2022. Gleichwohl wurden rund 3,2 % weniger Butter als im Vorjahr hergestellt und auch deutlich weniger Butter importiert. An der Börse hingegen scheint die Preisrallye beendet, dort sank jüngst der Butterpreis. Auch die potenziellen Exportländer wie z. B. Neuseeland haben aufmerksam das Geschehen verfolgt und möchten von den hohen Preisen partizipieren. Eine weitere ungebrochene Bergfahrt scheint daher nicht sehr wahrscheinlich.

Ein wenig ist die Situation wie vor zwei Jahren, als Rekordmilchpreise gezahlt wurden, doch die Verträge vieler Molkereiprodukte mit den Handelspartnern an vielen Stellen nur schwerlich der realen Verwertung anzupassen waren. Wir erwarten hier von den Marktbeteiligten ein realistisches Vorgehen mit Blick auf die Volatilität der Verwertungen. Schreiben zur Erfüllung einer Lieferperformance sind jedenfalls nicht zielführend, wenn Rohstoffe faktisch nur eingeschränkt verfügbar sind.

Milchproduktion im Strukturwandel

Rund 48.000 Milcherzeuger in Deutschland haben die deutschen Molkereien in den letzten fünf Jahren mit gut 31 Mio. Tonnen Rohmilch versorgt. Aktuell liegen die Rohmilchanlieferungen aus Deutschland knapp 2,1 % unter dem Vorjahr und 0,3 % für den Zeitraum bis Oktober – bei einem guten Milchpreis. Diese Situation ist auch interessant in Anbetracht zusätzlicher Anforderungen durch die Politik: Tierwohl und Umweltgesetzgebung werden die Entwicklung der Milchproduktion beeinflussen und in einigen Regionen für einen weiter verstärkten Strukturwandel sorgen, prognostiziert der Verband. “In der Vergangenheit waren steigende Milchmengen der Feind hoher Milchpreise – sind diese Zeiten passé?“ hinterfragt der Vorsitzende die aktuelle Situation.

Milchpreis auf hohem Niveau

Deutschland hat im Bundesschnitt einen Milchpreis von etwa 47 Cent/kg Rohmilch für den Zeitraum Januar bis Juli 2024 erreicht. Für die deutschen Milcherzeuger zeichnet sich damit der zweithöchste Milchpreis ab, der in den letzten Jahrzehnten jemals gezahlt worden ist, höher als im vergangenen Jahr, aber niedriger im Vergleich zum Rekordjahr 2022. Der Auszahlungspreis lag in Deutschland im Bundesschnitt im Juli 2024 um gut 10 Cent/kg über seinem Zehn-Jahresschnitt. Allerdings stellt sich die Situation regional unterschiedlich dar: In Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern sind die höchsten Milchpreise erzielt worden, in Schleswig-Holstein, Hessen und Rheinland-Pfalz die niedrigsten. Die Spanne liegt bei 4 Cent/kg und wird momentan tendenziell kleiner.

Konsum

Der Pro-Kopf-Verbrauch 2023 entwickelte sich unterschiedlich je nach Milchprodukt: Bei Konsummilch ging der Verbrauch in den letzten Jahren um zehn Prozent zurück, nur die Weidemilch konnte deutlich punkten. Ein deutlicher Dämpfer ist auch bei der „veganen Welle“ zu verzeichnen, sie hat ihren starken Aufwärtstrend verloren. Hafergetränke und Co erreichen derzeit einen Anteil von etwa 14 % der gekauften Menge der Originalmilch, allerdings werden hier aktuell kaum noch Wachstumsraten erzielt. Der Butterkonsum pro Kopf stieg im letzten Jahr um 0,2 kg auf 5,6 kg – trotz der insgesamt hohen Preise.

Käse stark nachgefragt

Der Pro-Kopf-Käsekonsum sank im Rückblick der letzten beiden Vorjahre um jeweils rund 0,8 kg und lag 2023 bei 23,8 kg pro Kopf. Dieses Jahr entwickelt sich der Konsum mit +1,7 % positiv, die Käseproduktion bleibt auf sehr hohem Niveau und stärkt damit den Umsatz der Branche. Auch bei Käse zeigt sich: Alternativprodukte spielen mengenmäßig eine untergeordnete Rolle.

Situation an den internationalen Märkten

Die deutsche Milchindustrie hat 2023 ihren Auslandsumsatz leicht steigern können auf 11,563 Mrd. Euro. Insbesondere Käse ist auch im Export dieses Jahr wieder stark gefragt. Butter ist derzeit in Deutschland und Europa recht „hochpreisig“ im Vergleich zum Rest der Welt, an den Märkten zeichnen sich zuletzt Tendenzen ab, dass sich die Lage entspannen könnte. Die Milchpulverseite spielt aktuell dagegen in Deutschland und der EU eine weniger bedeutende Rolle wie in der Vergangenheit. Weltweit gibt es bis Mitte 2024 eine verhaltene Milchproduktion, was die Gesamtsituation stabilisiert. Ein Unsicherheitsfaktor auf dem Weltmarkt bleibt China als einer der wichtigsten Importeure mit einer schwächeren Nachfrage und den unklaren Auswirkungen der Anti-Subventionsuntersuchung gegenüber der EU.

pm

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