Hochdorf-Entscheid ist bitter für die Schweizer Schoggibranche

26. Oktober 2023

Die Schokoladenindustrie in der Schweiz fürchtet weitreichende Folgen durch die Schließung der Milchpulverproduktion in Hochdorf.

Foto: Pixabay

»Die geplante Produktionsschließung des Milchpulverherstellers Hochdorf wirkt sich auf die Schokoladenindustrie aus. Preiserhöhungen sind ebenso möglich wie Pulverimporte, was der Swissness widerspräche. Auch die Milchbauern sind gefordert«, kommentierte Maurizio Minetti von der Luzerner Zeitung am 19.9.2023. 80 bis 100 Mio. kg Milchpulver werden ab Ende 2026 im Schweizer Markt fehlen. Grund dafür ist der Entscheid des Milchverarbeiters Hochdorf, die Produktion von Standard-Milchpulver in der Heimatgemeinde in drei Jahren stillzulegen, statt wie ursprünglich geplant die Kapazitäten ins thurgauische Sulgen zu verlegen.

Das börsennotierte Unternehmen wolle künftig vorwiegend im Kanton Thurgau hochwertiges und gewinnträchtiges Milchpulver herstellen, etwa für Babynahrung. Die Schweizer Schokoladenindustrie verarbeitet jährlich mehrere zehntausend Tonnen Schweizer Walzenvollmilchpulver. Alleine Hochdorf lieferte 2022 davon weit über die Hälfte. Aber bei diesem Massenprodukt ist der Margendruck hoch. Die Hochdorf-Holding ist – nach Emmi und Cremo – die drittgrößte Milchverarbeiterin des Landes und der wichtigste Milchpulver-Lieferant für die Schweizer Schoggi-Industrie. Aber Hochdorf schreibt seit 2017 Verluste, heißt es in einem Beitrag von Jürg Vollmer am 30. Juli in »die grüne«.

Mit der »Strategie 2016–2020« der damaligen CEOs sollte Hochdorf zu einem global tätigen, profitablen Nischenunternehmen mit Premiumprodukten werden. Die Werke in Litauen und Brandenburg schrieben je länger, je mehr dunkelrote Zahlen und mussten 2018 respektive 2020 mit großem Verlust wieder verkauft werden. Der größte Verlust dieser Dekade sei aber mit dem Namen Pharmalys des tunesischen Unternehmers Amir Mechria – einem Vermarkter von Babynahrung vor allem in Afrika und im Nahen Osten – verbunden.

Ende 2016 beteiligte sich Hochdorf mit 51 % an drei Unternehmen der Pharmalys-Gruppe. Dies in der Hoffnung, das Baby Care-Geschäft beschleunigt ausbauen zu können. Hochdorf bezahlte dafür bis März 2018 rund 245 Mio. Franken, davon 114 Mio. in bar und 131 Mio. in Form einer Pflichtwandelanleihe – um diese drei Jahre später für 100 Mio. Franken dem früheren Besitzer Amir Mechria wieder zurückzuverkaufen. Ohne Rückgabe der Aktienrechte.

Zudem habe sich das Unternehmen gemäß dem im Januar 2022 neu angetretenen Hochdorf-CEO Ralph Siegl »bei der Milchbeschaffung breiter und besser aufgestellt«. Nicht ganz freiwillig allerdings, wie Autor Vollmer feststellte: Die Zentralschweizer Milchproduzenten ZMP liefern ihre Milch seit kurzem nur noch an Emmi (deren Mehrheitsaktionärin die ZMP sind), da Emmi unter anderem durch das neue Werk für Luzerner Rahmkäse mehr Bedarf hat, so »die grüne«.
Und wie viele andere Unternehmen leide Hochdorf zudem auch unter den massiv höheren Energiepreisen. Seit 2020 haben sich diese Kosten verdreifacht, was bei den riesigen Mengen an Strom und Gas, die zum Trocknen der Milch und Molke benötigt werden, für den Turnaround alles andere als hilfreich sei.

hs

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