Butterpreise im Höhenflug – Erzeuger nicht genug beteiligt

17. Oktober 2024

Milch Marker Index bei 101 / Preis-Kosten-Ratio beträgt 0,99 / 0,23 Cent pro Kilogramm fehlen zur Kostendeckung

Der Milch Marker Index liegt im Juli 2024 mit einem Wert von 101 auf dem Niveau des vorherigen Vergleichsmonats April. Die Milcherzeugungskosten sind im Vergleich zum April 2024 um 0,22 Cent auf 46,52 Cent gestiegen. Der leichte Kostenanstieg ist vor allem auf die höheren Düngemittelpreise zurückzuführen. Da der Milchauszahlungspreis im gleichen Zeitraum jedoch deutlich stärker um durchschnittlich 1,50 Cent je Kilogramm Milch auf 46,29 Cent gestiegen ist, hat sich das wirtschaftliche Ergebnis der Milchviehbetriebe verbessert. Bei einem Preis-Kosten-Verhältnis von 0,99 wurde im Juli 2024 nahezu eine Deckung der Produktionskosten erreicht. Wie immer gab es Unterschiede zwischen den Regionen und Bundesländern. Während die Milchauszahlungspreise in den Regionen Nord und Ost um durchschnittlich 1,88 bzw. 1,89 Cent pro Kilogramm stiegen, lag der Milchpreisanstieg in der Region Süd bei 0,83 Cent. Allerdings wurden in der Region Süd mit 47,03 Cent gegenüber 45,60 Cent in der Region Nord und 46,56 Cent in der Region Ost im Juli die höchsten Auszahlungspreise erzielt.

 Kein funktionierender Wettbewerb um Milch

Wer die Entwicklung der Butterpreise verfolgt, könnte meinen, auf dem Milchmarkt sei alles in Ordnung. Aldi beispielsweise hat seit Januar den Preis für seine Milsani Deutsche Markenbutter von 1,69 auf 2,39 Euro für das 250 Gramm-Stück angehoben. Der Vorstandsvorsitzende der MEG Milch Board Frank Lenz sagt dazu: „Da Butterkontrakte eher kurzfristig über ein bis zwei Monate angelegt sind, können wir schlussfolgern, dass außer dem Handel auch die Molkereien von den derzeitigen Butterpreisen profitieren. Daran müssten jedoch auch wir Erzeugerinnen und Erzeuger angemessen beteiligt werden. Müsste es doch ureigenstes Interesse der Molkereien sein, weiterhin genügend Milch für die Verarbeitung zu haben.“

Die Zeichen deuten jedoch in die andere Richtung: „Wir haben es mit einem strukturell bedingten Rückgang der Milcherzeugung zu tun und müssen in Zukunft mit geringeren Mengen rechnen. Zum einen gibt es immer weniger Kühe. Den aktuellen Zahlen von Eurostat zufolge gingen die Kuhbestände in Deutschland in den letzten zwölf Monaten bis Juni um 2,8 Prozent zurück. Zum anderen sind auch die Milchmengen gesunken: Dazu hat die Blauzungenkrankheit stark beigetragen. Zudem hat die Milch aufgrund der Fütterung derzeit nur geringe Fett- und Eiweißgehalte, und auch die Lagerbestände an Butter sind sehr niedrig. Molkereien mit hohem Butteranteil an der Vermarktung könnten in der aktuellen Situation deutlich mehr zahlen als Molkereien mit anderen Schwerpunkten. Dass sie es nicht tun, zeigt einmal mehr, dass es keinen wirklichen Wettbewerb um Milch gibt.“

Der Blick nach Groß Britannien verdeutlicht, dass auch der Arbeitskräftemangel dramatische Auswirkungen auf die Betriebe haben kann. Viele von ihnen mussten bereits schließen. Lenz weiß aus eigener Erfahrung, dass es immer schwieriger wird, geeignete Arbeitskräfte zu finden: „Das liegt auch daran, dass wir sie nicht angemessen entlohnen können.“

Lenz stellt sich nun die Frage, ob die derzeitige Preispolitik allen Marktbeteiligten zuträglich ist und sieht Molkereien, Handel und Politik gleichermaßen in der Pflicht, sollten sie an einem Erhalt der Milchviehhaltung in Deutschland interessiert sein. Weiterhin stellt er fest: „Die von uns immer wieder geäußerte Forderung nach mehr Marktbeteiligung ist angesichts der gegenwärtigen Lage, in der wir deutschlandweit zwar überwiegend unsere Kosten decken, aber keine Gewinne erzielen, aktueller denn je. Es muss dringend Geld auf die Höfe, um die Arbeit angemessen zu entlohnen, aber auch um den von der Gesellschaft gewünschten Wandel mitzugestalten. Und um die Kalkulierbarkeit der künftigen Milchmengen zu gewährleisten, müssen wir nicht nur über Preise, sondern auch über Mengen mit unseren Abnehmern verhandeln.“

Beitrag teilen: |

Partner

Newsletter

Abonnieren Sie unsere Newsletter und bleiben Sie immer auf dem Laufenden, bei den Themen, die Sie interessieren!

Zur Anmeldung:

.embedded-sidebar { display: none; }