Weidehaltung: Stolpersteine vermeiden
Weidehaltung scheint in der Theorie recht einfach, doch in der Praxis lauern die unterschiedlichsten Stolpersteine. Wenn man ein paar grundlegende Dinge beachtet, spart man Arbeitszeit, stärkt Klauen- und Eutergesundheit und schont Weideflächen. Worauf es zu achten gilt.
Je größer die Herde ist und je mehr »Pendelverkehr« besteht, desto breiter sollte der Weg ausgeführt werden. Im Anfangsbereich ist eine Wegbreite von 3 bis 5 m günstig. Bei kleinen Herden kann der Weg dann auf bis zu 1 m Breite reduziert werden. Elektrozäune müssen aber etwa 50 cm vom Wegrand entfernt aufgestellt werden, weshalb sich dadurch eine Gesamtbreite von ca. 2 m ergibt. Bei größeren Herden über 40 bis 50 Kühe sind Wegbreiten von 3 bis 4 m günstig, da ansonsten der Eintrieb viel Zeit kostet.
Wasser muss schnell abfließen
Die Dauerhaftigkeit eines Triebweges hängt stark vom Untergrund und der Möglichkeit des Wasserabflusses wie z.B. gewölbte Ausführung, Drainagen ab. Weiche Triebwege – die jedoch rasch abtrocknen – sind grundsätzlich harten Bodenausführungen vorzuziehen. Eine Möglichkeit ist die Verwendung von feinem Sand mit unterschiedlicher Körnung auf Schotter, der feucht aufgebracht und danach gut verdichtet wird. Dazu wird der Mutterboden abgehoben, ein Straßenfließ aufgelegt und dann der Schotter bzw. Sand aufgebracht. Das Wasser sollte immer seitlich abfließen. Für lange Wegstrecken ist eine 10 bis 20 cm dicke Holzspäne- und Rindenschicht auf einem gut wasserdurchlässigen Untergrund möglich. Hier muss aber beachtet werden, dass die Hackschnitzel rasch kompostieren und dann erneuert werden müssen. Bei Starkregen werden diese im steileren Gelände auch mitgerissen. Säurebeständige Asphalt- und Betonwege sind sehr dauerhaft, gut befahrbar, jedoch teuer und bergen bei abfallenden Wegen eine Rutschgefahr. Wenn Steine auf diesen Böden liegen, können sich Kühe diese sehr leicht in ein defektes Sohlenhorn eintreten. Für lange Triebwege sind diese harten Untergründe nicht zu empfehlen.
In der Praxis werden mit Erfolg auch alte Spaltenböden, deren Schlitze mit Erde aufgefüllt und eingesät wurden bzw. Kunstrastergitter aus dem Straßenbau verwendet. Kurze Strecken können auch mit Lochmatten befestigt werden, diese sind jedoch entsprechend teuer. Wenn Geländestufen über 30 % überwunden werden müssen, sind mit Erde oder Holzspänen hinterfüllte Holzschwellentritte (weiche Auftrittfläche zumindest 50 cm breit) zu empfehlen.
Wasserversorgung ist wichtig
Weidetiere müssen ständig Zugang zu sauberem Wasser haben. Nur wenn die Tiere jederzeit und über kurze Wege freien Zugang zum Stall haben, benötigen diese keine zusätzliche Tränke auf der Weide. An heißen Tagen nehmen Kühe z.B. 100 bis 180 l Wasser auf, bei Regenperioden ist der Wasserbedarf gering. Wassertemperaturen unter 15 °C sind anzustreben, hohe Temperaturen liefern Schadkeimen beste Wachstumsbedingungen. Das macht dann eine häufige Erneuerung des Wassers (Fässer) bzw. Reinigung der Tränken im Abstand von ein bis zwei Tagen notwendig.
Morastige bzw. feuchte Tränkestellen erhöhen das Parasiten- und Krankheitsrisiko. Um Boden- und Narbenschäden sowie Morastbildung im stark frequentierten Tränkebereich zu vermeiden, sollte der Boden dort so gut wie möglich wasserdurchlässig befestigt werden. Günstige Versorgungseinrichtungen stellen einfache Trinkwasserringleitungen, Quellfassungen, Weidebrunnen sowie Wasserfässer mit Tränkebecken dar.
Tipp: Durch strategisches Anbringen der Tränkestellen kann die Kot- und Harnverteilung gelenkt werden. Mehrere Tränkestellen an den Eckpunkten und nicht unbedingt an der Weideeintriebsstelle sind günstig. Damit zieht man insbesondere bei Standweiden die Rinder auseinander.
Bei stallfernen Weiden sind Fang- und Verladeeinrichtungen von Vorteil. Weiderinder benötigen an heißen Tagen Schattenplätze; dies kann erreicht werden durch freien Zugang zum Stall, Schattenplätze unter Bäumen und Sträuchern, luftige (fahrbare) Schutzhütten oder Sonnensegel, durch Verkürzung der Weidedauer an Hitzetagen (von 11 bis 15 Uhr im Stall) oder Nachtweide statt Tagweidehaltung in Hitzeperioden. Wenn Bauwerke auf Weiden errichtet werden, bedarf es in der Regel einer Anzeige oder Bewilligung nach der Bau- und/oder Raumordnung. Eine Mineralstoffergänzung (Salzsteine, Mineralstoffe etc.) wird auf Weiden üblicherweise über Lecksteine und Leckmassen durchgeführt. Diese sollten an regengeschützten Bereichen auf den Weiden angebracht werden.
Ergänzungsfutter anbieten
Mineralstoffmischungen und Viehsalz können auch lose per Hand in Tröge gefüttert werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass bei freier Entnahme eine zu hohe Aufnahme möglich ist. Daher sollten gekörnte Mineralstoffmischungen oder Viehsalz immer gezielt mehrmals wöchentlich vorgelegt werden. In spezialisierten Weideregionen erfolgt die Mineralstoffversorgung oft mithilfe von Tränkewasser-Ringleitungen mit Mineralstoffdosiereinrichtungen. In der Mutterkuhhaltung können zur Ergänzungsfütterung der Kälber mobile Weideschlupfeinrichtungen eingesetzt werden. Überdachte und flexible Heu- und Silageraufen ermöglichen eine gezielte Ergänzungsfütterung mit Grundfutter, beispielsweise zu Weidebeginn und -ende sowie bei Futtermangel.
Priv. Doz. Dr. Andreas Steinwidder,
HBLFA Raumberg-Gumpenstein