Was Kühe wirklich wollen – Teil 2: Futter und Wasser

5. Juni 2024

Natürlich wünscht sich jeder Milchviehbetrieb motivierte, gesunde, langlebige und leistungsstarke vierbeinige Mitarbeiterinnen. Damit dies gelingt, muss man ihnen aber ein optimales Umfeld bieten. Je mehr die Führungskraft Landwirt über die Bedürfnisse und Anforderungen seiner Mitarbeiterin Kuh weiß, desto besser und erfolgreicher läuft ihre Zusammenarbeit.

Um 90° gedrehte Tränken verhindern ein Blockieren des Übergangs durch saufende Kühe. Fotos: Horn

Futter

Die Fressplatzgestaltung ist ein entscheidender Faktor, um die Futteraufnahme zu maximieren. Die raffinierteste Ration kann ihr Potenzial nicht entfalten, wenn eine falsche Fressplatzgestaltung die Kuh in ihrer Futteraufnahme bremst.

So wünscht sich die Kuh ihren Fressplatz:

Leicht zu erreichen: Der Weg zum Futter muss der Kuh so einfach wie möglich gemacht werden. Ein Fressplatz pro Kuh, Fressgangbreite mindestens 4 m, mehrere mindestens 3 m breite Übergänge zwischen Liege- und Fressbereich.

Leicht erhöht: Da die Kühe im Stall nicht wie auf der Weide im Vorwärtsschreiten fressen können, muss ihnen das Futter leicht entgegenkommen. Das Niveau des Futtertisches sollte 10-20 cm höher als die Standfläche der Kühe sein.

Bequem: Kühe sollen beim Fressen bequem am Fressplatz stehen können und nicht durch die Aufstallung eingeengt werden. Die Fressplatzbreite sollte mindestens 80 cm betragen. Fressgitter sollten leicht nach vorne geneigt sein, eine Halsweite von 23 cm und mindestens 160 cm Höhe aufweisen. Ist der Fressplatz mit Nackenrohr ausgeführt, sollte dieses 30-40 cm vor der Barrenmauer und etwa 120 cm über dem Standniveau der Kühe montiert sein. Wichtig ist, dass nicht das Nackenrohr, sondern die Barrenmauer die Kühe positioniert. Diese sollte nicht höher als 55 cm sein und keine scharfen Kanten aufweisen.

Futter rund um die Uhr: Kühe sind Hochleistungssportler und brauchen daher rund um die Uhr Zugang zum Futter. Der Futtertisch sollte nie leer sein, ein Futterrest von mind. 5 % ist anzustreben. Mehrmals tägliches Nachschieben (mind. fünfmal) bringt das Futter wieder zu Kühen und animiert diese zum Fressen. Futtervorlage am Abend hat sich bewährt, weil dadurch der Futtertisch die Nacht hindurch gut gefüllt ist.

Sauber: Für Kühe ist der Geruch des Futters entscheidend. Deshalb ist die Futtertischhygiene so wichtig. Gerade die in Silagen enthaltenen Gärsäuren greifen Beton mit der Zeit an, Futterreste haften am rauen Untergrund, verderben dort und verbreiten für die Kühe unangenehme Gerüche. Damit er leicht zu reinigen ist, sollte der Futtertisch auf einer Breite von mindestens 120 cm, besser 150 cm mit einer säurebeständigen Beschichtung, Edelstahl, Fliesen etc. ausgeführt werden.

Antritt: In Ställen mit Schieberentmistung wird der Fressplatz oft mit Antritt ausgeführt. Wichtig dabei ist, dass der Antritt der ganzen Kuh Platz bietet, also 155-165 cm breit ausgeführt wird. Dadurch stehen die Kühe beim Fressen eben, sauber und trocken und werden nicht vom Schieber gestört. Wichtig ist ein Trennbügel nach jedem zweiten Fressplatz.

Die in der Praxis meistgenutzten Systeme sind Fressgitter und Nackenrohr. In letzter Zeit erfreuen sich auch flexible Fressplatzbegrenzungen wachsender Beliebtheit. Jedes System hat Vor- aber auch Nachteile und muss optimal auf die jeweilige Herde eingestellt werden. Mittels Fressgitter können einzelne Kühe oder die gesamte Herde einfach fixiert werden, sie schränken die Kühe beim Fressen allerdings ein. Fressplätze mit Nackenrohr bieten den Kühen mehr seitliche Freiheit. Dominante Kühe können aber andere leicht verdrängen. Außerdem muss bei Fressplätzen mit Nackenrohr von fast 100 cm Fressplatzbreite ausgegangen werden. Flexible Fressplatzbegrenzungen sind ein Kompromiss aus Fressgitter und Nackenrohr. Sie sind platzsparender als Fressplätze mit Nackenrohr und schränken die Kühe beim Fressen weniger ein als Fressgitter.

Wasser

Wasser im Zusammenhang mit Kuhkomfort bedeutet die optimale Wasserversorgung. Die Wasserversorgung spielt im Stoffwechsel und für die Milchbildung eine entscheidende Rolle. Das liegt nicht nur daran, dass Milch zu 85 % aus Wasser besteht, sondern auch weil die Kuh nur bei maximaler Wasseraufnahme auch die maximale Futteraufnahme realisieren kann. Als Saugtrinker tauchen Rinder beim Saufen ihr Flotzmaul 5-7 cm in eine offene Wasseroberfläche ein, wobei die Nasenlöcher frei bleiben. Damit sorgen Rinder stets dafür, dass die Luftzufuhr während der Wasseraufnahme nicht unterbrochen ist. Sie trinken in ruhigen, regelmäßigen Zügen, wobei 15-25 Liter pro Minute aufgenommen werden. Ein Trinkvorgang dauert etwa eine halbe Minute und pro Tag suchen Kühe zehn bis 15 Mal eine Tränke auf. Der Wasserbedarf von Kühen richtet sich nach Lebendgewicht, Milchleistung, Außentemperatur und Trockenmassegehalt der Ration. Kommt eine trockenstehende Kuh in der kühlen Jahreszeit mit 40-50 l am Tag aus, steigt der Wasserbedarf einer 40-l-Kuh im Sommer auf 150 l und mehr.

So wünscht sich die Kuh ihre Tränke:

Leicht zu erreichen: Der Weg zumWasser muss der Kuh so einfach wie möglich gemacht werden. Generell sollten Tränken so eingebaut werden, dass sie von drei Seiten frei zugänglich sind, wobei mindestens 3 m Platz zur Verfügung stehen sollten. Ist das Platzangebot begrenzt, bieten sich doppelte, parallel zum Gang montierte Trogtränken an, da die daraus saufenden Tiere Laufgänge bzw. Übergänge nicht zustellen. Eine Tränke je 20 Kühe und mindestens zwei Tränken pro Gruppe sollen sicherstellen, dass durstige Kühe immer mehrere Optionen haben.
Große Wasseroberfläche: Kühe wollen ihr Flotzmaul in eine Wasseroberfläche eintauchen und dann rasch, in großen Zügen trinken. Das können nur Trogtränken gewährleisten.

Genügend Durchfluss: Kühe trinken bis zu 20 l pro Minute. Die Wasserversorgung im Stall sollte also in der Lage sein, diese Wassermenge auch zur Verfügung zu stellen. Der Wasservorrat eines Troges oder einer Wanne kann zu geringe Durchflussraten zumindest kurzzeitig überbrücken.

Nicht zu hoch: In freier Natur trinken Kühe ohne Probleme mit gestrecktem Hals direkt aus Gewässern. Damit dies auch im Stall möglich ist, sollte die Wasseroberfläche maximal 60 cm über dem Standniveau der Kühe liegen.

Direkt nach dem Melken: Den größten Durst (30 % der Tagesmenge) haben Kühe übrigens direkt nach dem Melken. Es ist also sinnvoll, auf dem Weg vom Melkstand zum Futter ausreichend Wasser anzubieten. Die Tränke sollte allerdings so angeordnet sein, dass alle Kühe den Melkstand rasch verlassen können.

Nicht die Spezialbereiche vergessen: Oft stehen den laktierenden Kühen großzügige Trogtränken zur Verfügung. Trockensteher, Kühe in der Krankenbox und der Abkalbebox müssen aber mit Selbsttränkern auskommen. Da gerade rund um die Abkalbung auf maximale Wasser- und somit auch Futteraufnahme geachtet werden sollte, müssen auch diese Tiere kuhgerecht aus Trogtränken trinken können.

Sauber: Bei der Auswahl der Tränken sollte immer darauf geachtet werden, dass sie leicht vollkommen zu entleeren und zu reinigen sind. Auch der Bereich rund um den Schwimmer sollte leicht zu reinigen sein. Wird dann direkt neben der Tränke noch eine Handbürste aufgehängt, lassen sich Tränken sehr leicht und rasch reinigen und sauberhalten.

Frostfrei: Bei Frost ist die Wasserversorgung oft die Achillesferse des Stalls. Mit Ringleitungen, beheizten Tränkebecken etc. gibt es verschiedene technische Möglichkeiten, dem Einfrieren der Tränken vorzubeugen.

Anforderungen an Qualität von Tränkewasser

Während für milchberührende Oberflächen (z.B. Melkanlage und Milchtank) die Wasserqualität durch die Trinkwasserverordnung geregelt ist, unterliegt die Qualität von Tränkewasser keinen spezifischen gesetzlichen Anforderungen. Eine Orientierung geben die Empfehlungen des Deutschen Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur hygienischen Qualität von Tränkewasser, welche im Internet nachzulesen sind. Treten wiederholt Probleme mit Milchqualität und Tiergesundheit auf, sollte allerdings stets die Wasserqualität als mögliche Fehlerquelle miteinbezogen und mittels einer Laboruntersuchung als Ursache ausgeschlossen werden.

Dr. Marco Horn

Kühe wünschen sich ausreichend und gut positionierte Trogtränken.

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