Verbände leicht gemacht
Klauenverbände dienen grundsätzlich dem Schutz einer Wunde vor Verunreinigung und weiterer mechanischer Verletzung. Wir zeigen, worauf es dabei ankommt.
Verbände sind stets nur vorübergehende Maßnahmen und müssen rechtzeitig abgenommen bzw. gewechselt werden. Als Faustregel empfiehlt es sich, bei stark blutenden Operationswunden oder schweren Entzündungen (Zwischenzehenphlegmone ZP) einen Verband alle 24 Stunden zu wechseln. Andere Verbände müssen nach drei bis fünf Tagen gewechselt werden. Bei der Behandlung von Klauenerkrankungen gibt es verschiedene Formen von Verbänden:
Die Anwendung von Verbänden als »Druckverbände« bedarf einer Erläuterung. Bei stark blutenden Wunden ist das Anbringen eines Druckverbandes zur Stillung der Blutung notwendig. Die früher häufig angeführte Notwendigkeit, sogenannte »Lederhautvorfälle«, also z.B. Rusterholzsche Sohlengeschwüre RSG, mit einem Druckverband zu »behandeln«, kann eher zu einer weiteren übermäßigen Belastung des »typischen Druckpunktes« unter dem Beugeknorren führen. Die Entlastung durch die entsprechend therapeutisch eingesetzte Klauenpflege und durch einen gegebenenfalls geklebten Klotz ist die geeignete Behandlung für Geschwüre. Ein Schutzverband über der bloßliegenden, entzündeten und umfangsvermehrten Lederhaut ist abhängig von der Umgebungshygiene angebracht.
Erhöhung unbedingt vermeiden
Verbände auf nur einer Klaue werden gemacht, wenn z.B. an der hinteren Außenklaue Geschwüre abgedeckt werden müssen. Diese Verbände auf nur einer Klaue dürfen aber niemals zur Erhöhung dieser Seite führen. In diesem Falle wäre dann die erkrankte, eingebundene Klaue größerer Druckbelastung ausgesetzt – dies ist in jedem Falle zu vermeiden. Es muss also ein Verband auf nur einer Klaue stets mit einem – ausreichend hohen! – Klotz auf der Partnerklaue kombiniert werden. Ist das Kleben eines Klotzes nicht möglich, muss ein Verband über beide Klauen angelegt werden. Polsterverbände sind entweder angezeigt, wenn der gesamte Fuß entlastet werden muss, z.B. bei einer schwerwiegenden Klauenrehe, bei Geschwüren an beiden Klauen oder nach Klauenoperationen. Sie sind auch dann nötig, wenn ein Geschwür auf der einen Klaue eigentlich mit einem Klotz entlastet werden müsste, die Partnerklaue aber beim vorherigen Überprüfen der Tragfähigkeit bei Druck mit der Untersuchungszange schmerzhaft reagiert.
Derartige Verbände werden neben der Unterpolsterung im Fessel- und Zwischenklauenbereich auch unter den Klauen gut gepolstert. Falls möglich, wird die »gesündere« Klaue durch stärkere Unterpolsterung etwas erhöht und die kranke Klaue dadurch etwas entlastet. Hilfreich sind hier klauengerecht zugeschnittene Teppichreste oder Gummimatten, die in den Verband eingearbeitet werden. Auch unbenutzte Mullbinden können untergelegt werden. Derartige Verbände laufen sich naturgemäß sehr schnell durch. Entweder stellt man das Tier zusätzlich noch weich auf Stroh auf – dies unterstützt die Entlastung – oder der Verband muss täglich kontrolliert und alle paar Tage gewechselt werden. Dies ist unbedingt zu beachten, um einen Heilungserfolg zu gewährleisten.
Der Cast-Verband
Ist ein Polsterverband nicht ausreichend und/oder ist ein Polsterverband aufgrund des Untergrundes nicht zweckdienlich, da er rasch verschleißt, hat sich das Anbringen eines sogenannten »Cast-Verbandes« bewährt. Hierbei wird zunächst ein hoher Verband bis über die Afterklauen als Polsterverband angelegt. Die Klauen selber werden gut mit Polsterwatte abgedeckt bzw. umwickelt. Die Afterklauen müssen dabei mit nicht zu straff sitzenden Achtertouren von Polsterwatte umwickelt werden. Die gepolsterten Klauen und das gepolsterte Röhrbein können dann mit einer gut sitzenden, relativ straff gewickelten selbsthaftenden Binde abgedeckt werden. Über den Afterklauen dürfen abschließende Watte-Lagen und vor allem die darauf aufgebrachte selbsthaftende Binde nur locker aufgelegt werden – sonst verursacht der Druck auf die Afterklauen rasch Nekrosen in der Umgebung und das Gewebe stirbt ab.
Anschließend wird eine Cast-Binde (aushärtende Kunststoffbinde) um die Klaue gewickelt. Es entsteht eine gut sitzende Hartschale – im Grunde entspricht dies einem modernen »Gipsverband« beim Menschen. Es reicht meist aus, diese Castbinde wie einen normalen, niedrigen Klauenverband unterhalb der Afterklauen enden zu lassen – die harten Kanten dieser Kunststoffschale können die Afterklauen aufgrund der Polsterung nicht in Mitleidenschaft ziehen. Diese Art von Verbänden müssen je nach der zugrundeliegenden Erkrankung ebenfalls täglich kontrolliert werden und spätestens alle drei bis fünf Tage geöffnet und der Polsterverband gewechselt werden. Die Öffnung ist mit einer oszillierenden Säge einfach durchzuführen. Grundsätzlich werden diese Verbände von Spezialisten angelegt – sie sind extrem effektiv und sehr gut schmerzlindernd.
Zwischenklauen versorgen
Verbände, die den Zwischenklauenbereich und den Ballenbereich abdecken, sind in jedem Falle bei der Anwendung von Novaderma-Paste zur Behandlung von digitaler Dermatitis im Ballenbereich und/oder im Zwischenklauenspalt nötig. Man legt sie auch an zur Behandlung von Tylomen/Limax mit dieser Paste, nach Limax-Operationen und bei Phlegmonen. Diese Verbände werden, gegebenenfalls nach Auftragen der Medikamente, im Zwischenklauenspalt und Fesselbereich unterpolstert und dann entsprechend mit Binden abgedeckt.
Auszug aus: »Die Sprache der Kuh«