Zitzenversiegler richtig verabreichen
Die meisten Eutererkrankungen entstehen in der Trockenstehzeit, wobei die ersten beiden Wochen nach dem Trockenstellen und die letzten beiden Wochen vor der Abkalbung besonders kritische Phasen darstellen. Der Zitzenverschluss ist während dieser Zeit entscheidend.
Bei gesunden Tieren bildet sich ein Keratinpfropf (Absonderung der Zitzenschleimhaut), der die Zitze während der Trockenstehzeit vor eindringenden Mastitiserregern schützt.
In einer deutschen Studie wurde festgestellt, dass bei etwa 50 % der Kühe mit einer Milchleistung von über 21 kg pro Tag zum Laktationsende der Zitzenverschluss nach einer sechswöchigen Trockenstehzeit nicht ausreichend ausgebildet ist. Auch bei leichtmelkenden Kühen oder Zitzen mit Hyperkeratosen (Hornhautwucherungen an der Zitzenspitze) ist der Strichkanal oftmals nicht geschlossen und somit besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko.
Seit einigen Jahren gibt es künstliche Zitzenversiegler am Markt, um das Eindringen von pathogenen Keimen in der Trockenstehzeit zu verhindern. Einer Umfrage unter niederösterreichischen Milchviehhaltern zufolge verwenden nur 12 % der Milcherzeuger interne Zitzenversiegler. Die Wirksamkeit der Anwendung wurde von mehreren unabhängigen Forschungseinrichtungen bestätigt. Durch den Einsatz des Zitzenversieglers zum Trockenstellen kann der Einsatz von Antibiotika deutlich verringert werden. Beim selektiven Trockenstellen ist der Zitzenversiegler mittlerweile ein fixer Bestandteil des Trockenstell-Managements.
Was ist ein interner Zitzenversiegler?
Interne Zitzenversiegler haben die Aufgabe, den natürlichen Keratinpfropf zu unterstützen und stellen einen Verschluss der Zitze über die gesamte Dauer der Trockenstehzeit dar. Somit wird das Eindringen von Mastitiserregern aus der Umwelt verhindert und die Gefahr für Neuinfektionen wird verringert. Zitzenversiegler können bei gesunden Eutern anstelle von Antibiotika eingesetzt werden und bei euterkranken Kühen auch in Kombination mit antibiotischen Trockenstellern. Der interne Zitzenversiegler wird in einem Injektor nach dem letzten Melken in die Zitze verabreicht.
Worin liegt der Unterschied?
Trockensteller verfolgen das Ziel, Mastitiserreger mithilfe von antibiotischen Wirkstoffen im Euter abzutöten. Zitzenversiegler bestehen aus einer viskosen Paste ohne antibiotischen Wirkstoff, die während der Trockenstehphase in der Zitzenzisterne verbleiben soll, um das Eindringen von Keimen in das Euter zu verhindern. Der künstliche Pfropf wird durch händisches Melken am Laktationsbeginn entfernt. Die Anwendung eines Zitzenversieglers ist bei Kühen sinnvoll, die eine schlechte Zitzenkondition im Schließmuskelbereich aufweisen.
Korrekt applizieren
- Markierungsbänder anlegen bzw. am AMS sperren
- Euter sorgfältig reinigen
- Euter gründlich ausmelken
- Zitzen trocknen lassen
- Neue Einweghandschuhe anziehen
- Zitzenspitze, insbesondere Strichkanalöffnung mit alkoholgetränkten Tüchern abreiben. Dabei abgewandte Viertel zuerst desinfizieren.
- Schutzkappe des Injektors abziehen: Tube oder Kappe dabei nicht in den Mund nehmen und die Spitze nicht berühren.
- Die Zitzenbasis zwischen Daumen und Zeigefinger fest abklemmen.
- Injektorspitze 3 bis 4 mm in den Strichkanal einführen. Mit langsamer Abgabe der Paste in die Zitzenzisterne muss das Gefühl der allmählichen Füllung entstehen. Den Injektor aus dem Strichkanal ziehen und die Zitzenbasis wieder öffnen.
- Nicht hochmassieren!
- Dippen aller Zitzen mit zugelassenem Dippmittel mit einer hautpflegenden Komponente.