Kälberdurchfall vorbeugen
Kälberdurchfall in den ersten Lebenstagen gehört mit bis zu 50 % zu den häufigsten Ursachen für Kälberabgänge. Das gefährdet den Nachzuchterfolg durch direkte Verluste und kann je nach Schwere des Falles zusätzliche Aufzuchtkosten von ca. 100 bis 250 EUR pro Kalb mit sich bringen.
Zu den wichtigsten Erregern von Kälberdurchfall gehören Rota- und Coronaviren, E. Coli und Clostridien. Auch einzellige Darmparasiten wie Kryptosporidien oder Kokzidien gewinnen zunehmend an Bedeutung. Es kann sowohl zu Einzelinfektionen wie auch zu Mischinfektionen mit mehreren dieser Erreger kommen.
Ein Teufelskreislauf!
Erkrankt ein Kalb an schwerem Durchfall, kann es innerhalb von kurzer Zeit zum Verlust von bis zu 10 l Flüssigkeit und entsprechenden Mengen an Nährstoffen und Elektrolyten kommen. Die Kälber haben eine gespannte Bauchdecke, trinken aber trotz reduzierten Appetits noch.
Bei mittel- bis hochgradigem Durchfallgeschehen nimmt anfangs die freiwillige Tränkeaufnahme merklich ab und die tägliche Liegedauer steigt an.
In der Folge kommt es zu kalten Extremitäten. Klare Anzeichen von Dehydratation sind eine stehende Hautfalte nach dem Hautfaltentest (Hautfalte am Hals oder Rippenbogen aufziehen und messen, wie lange das Verstreichen der Falte dauert), eingefallenen Augen und schließlich Festliegen.
Prophylaxe
Insbesondere den folgenden Bereichen sollte in der Kälberaufzucht eine erhöhte Aufmerksamkeit zukommen:
- Kolostrumversorgung: Frühzeitige und ausreichende Gabe von sauber ermolkener Biestmilch in guter Qualität ist entscheidend für die ausreichende Aufnahme maternaler Antikörper (mindestens 3 l in den ersten drei Lebensstunden, nach weiteren drei Stunden nochmal mindestens 1,5 bis 2 l).
- Optimierung von Tränketechnik und -temperatur
- Muttertierschutzimpfung
- Vermeidung von Unterkühlung des neugeborenen Kalbes
- Abkalbebox: Beachtung von Belegdichte und Hygiene, kein langes Verweilen von Kälbern im Abkalbebereich
- nach Möglichkeit Alles-Rein / Alles- Raus Prinzip
- Aufstallung der neugeborenen Kälber in hygienisch einwandfreie Einzeliglus oder Kälberboxen mit mindestens 2 m² Grundfläche mit individuellem Tränkeeimer
- bei Nutzung von Altgebäuden hohe Luftaustauschrate sicherstellen
- räumliche Trennung und Vermeidung von Luftaustausch zwischen in Gruppen gehaltenen älteren Tieren und Kälbern in Einzelhaltung
- Stressvermeidung und Stärkung der Darmflora in Umstallungsphasen
Therapie:
Trinkt ein Kalb trotz Absatz von flüssigem Kot noch problemlos, sollte möglichst unter Beibehaltung der Milch- oder Milchaustauscherfütterung eine hochwertige Rehydratationstränke zum Einsatz kommen. Das Absetzen der Milch ist nach Möglichkeit zu vermeiden. Der wichtigste Vorteil bei der Rehydrationstränke ist der schnelle Ersatz von Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten.
Dr. Malte Lohölter