Den Kälbern mehr Milch geben
Das Ziel, Kälber durch eine knapp bemessene Milchtränke so schnell wie möglich zu Wiederkäuern zu machen, ist nicht mehr zeitgemäß. Wie eine optimale Tränkeversorgung aussieht berichtet DI Franz Tiefenthaller vom LK Oberösterreich.
Stierkälber erhalten üblicherweise viel Milch, was von Rindermästern auch teilweise kritisiert wird. Ziel der reichlichen Milchgabe ist es, möglichst rasch ein Gewicht von ca. 90 bis 100 kg zu erreichen, damit das Kalb für die Mast verkauft werden kann. Die Gewichtsentwicklung ist bei dieser Tränkemenge dementsprechend gut. Die gleiche Tränkemenge sollte auch bei weiblichen Kälbern angewendet werden.
Die ganze Fülle an Gründen spricht dafür, die Milchmenge in den ersten Lebenswochen nicht zu rationieren, wie Prof. Harald Hammon bei 18. BOKU-Symposium Tierernährung 2019 erläuterte.
Vorteile höherer Tränkemengen:
- Weniger Aufzuchtverluste
- Verbesserte Immunabwehr
- Im weiteren Verlauf höheres Leistungsniveau bei männlichen udn weiblichen Tieren
- Weniger gegenseitiges Besaugen
So sieht der optimale Tränkeplan aus:
- Mindestens 3 Liter Kolostrum in den ersten Stunden
- Kolostrum des Muttertieres 3 bis 5 Tage weiter füttern
- Anschließend Vollmilch oder hochwertigen Milchaustauscher in einer Menge von mehr als 20 Prozent der Körpermasse über 5 (bis 8) Wochen geben
- Kraftfutter und Heu (oder Kälber-TMR) sowie Wasser anbieten
- Langsames Abtränken (2 bis 3 Wochen)
Die Ansicht, man könnte durch begrenzte Milchmengen die Kraftfutteraufnahme steigern, ist mittlerweile in etlichen Versuchen widerlegt worden. Festfutter (Kraftfutter, Heu) wird im ersten Lebensmonat noch nicht ausreichend verdaut. Die Aufnahme ist in dieser Phase – unabhängig von der vertränkten Milchmenge – noch sehr gering. Die Entwicklung des Vormagensystems wird durch hohe Milchgaben lediglich etwas verzögert. Nach dem Abtränken nehmen Kälber, die Milch bis zur Sättigung (ad libitum) bekamen, sogar mehr Festfutter auf als restriktiv getränkte Kälber. Die Pansenentwicklung ist daher besser.