Stallreinigung: Hygiene ist die halbe Miete

27. August 2024

Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere schützen und die ­Wirtschaftlichkeit steigern: Dies sind die Ziele der ­Stallreinigung in der Milchvieh- und Rinderhaltung. Dabei ist auch die ­effiziente Reinigung der Bereiche wichtig, in denen die Tiere den größten Teil ihres Lebens verbringen.

Foto: kaercher.com

Eine effiziente Stallreinigung verringert den Keimdruck und senkt so das Risiko von Krankheiten. Dies ist entscheidend für das Wohl der Tiere, aber auch für die Wirtschaftlichkeit der Betriebe. Denn gesunde Tiere bringen eine höhere Leistung. Zudem brauchen sie seltener einen Tierarzt und weniger Medikamente. Einige Arbeitsschritte der Reinigung des Stalls müssen täglich mehrfach erledigt werden, andere nur nach Bedarf beziehungsweise bei sich bietender Gelegenheit. Zweimal täglich, jeweils vor der Fütterung, werden die Fütterungsanlagen gereinigt. Laufwege werden täglich gekehrt. Der Zeitpunkt für die gründliche Stallreinigung (Grundreinigung) kommt in der Rinder- und Milchviehhaltung mit der Umstallung von Bucht zu Bucht: Ab einem Alter von zwei bis acht Wochen werden Kühe gruppenweise in Buchten gehalten. Die Größe dieser Buchten richtet sich nach dem Platzbedarf, der wiederum vom Alter der Tiere einer Gruppe abhängt. Wenn die älteste Gruppe den Stall verlässt und ihre Bucht frei wird, ziehen die anderen Gruppen jeweils in die nächstgrößere Bucht um. Bei der Umstallung bietet sich dann die Gelegenheit, die Buchten zu reinigen. Zwischen den Umstallungen kann eine Bucht ganz oder teilweise nach Bedarf gereinigt werden, etwa, um Reparaturen zu ermöglichen. Dafür müssen die Tiere aber zuvor aus der Bucht herausgebracht werden. Falls die Kühe auf Stroh stehen – in manchen älteren Ställen und oft auch in den Außenabteilen – muss regelmäßig ausgemistet werden.

Die passenden Geräte

Auch heute noch sind bei der Stallreinigung in der Rinder- und Milchviehhaltung Besen und Schaufel im Einsatz. Stehen dazu noch eine Kehrmaschine und ein Hochdruckreiniger bereit, ist der Landwirt für alle Reinigungsaufgaben gerüstet. Hochdruckreiniger steigern die Effizienz der Stallreinigung erheblich und senken so die Lohnkosten. Die meisten Betriebe nutzen in den Ställen mobile Hochdruckreiniger und im Melkbereich einen stationären Hochdruckreiniger. Am effizientesten sind Heißwasser-Hochdruckreiniger: Das heiße Wasser hat eine hohe Schmutzlösekraft, beseitigt Keime besonders wirkungsvoll und verkürzt neben der Reinigungs- auch die Trocknungszeit.

Als Reinigungsmittel sind für die Stallreinigung in der Milch- und Rindviehhaltung alkalische Lösungen am besten geeignet, da sie Kot, Eiweiß und Fett gut lösen. Besonders bei der Reinigung mit Kaltwasser-Hochdruckreinigern verkürzen die richtigen Reinigungsmittel die Arbeitszeit deutlich.

Zusätzlich gibt es auch Einweichmittel, die speziell dafür geeignet sind, angetrockneten Schmutz – wie Kotreste in den Buchten oder an ihren Abtrennungen – vor der Reinigung mit dem Hochdruckreiniger zu lösen. Durch das Einweichen werden die Reinigungszeit und damit der Wasserverbrauch gesenkt. Die Reinigungsmittel sollten idealerweise auf die verwendeten Geräte abgestimmt sein, um die maximale Reinigungsleistung zu erzielen. Auch Kehrmaschinen tragen in modernen Betrieben zur raschen und gründlichen Reinigung der Rinderställe einschließlich der Außenbereiche bei. Kehrmaschinen wirbeln weniger Staub auf als Besen und schaffen in kürzerer Zeit mehr Fläche – bei geringerer körperlicher Belastung des Anwenders oder der Anwenderin. Besonders effizient ist eine Nachläufer-Kehrmaschine mit Seitenbesen, der es erlaubt, auch die Ecken auszukehren. Eine sinnvolle Ergänzung bei der Stallreinigung in der Rinder- und Milchviehhaltung ist ein Nass-/Trockensauger. Er entfernt Staub und Schmutz von Oberflächen, die nur schwer mit dem Besen zugänglich sind. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass dabei kein Staub aufgewirbelt wird, was die Lunge schont.

Wichtige Routinearbeiten

Vor jeder Fütterung werden die Futterreste beseitigt, denn diese können (vor allem bei warmen Temperaturen) verderben, zudem könnten sich Fliegen einnisten. Kehrmaschinen unterstützen und beschleunigen hier die händische Reinigung mit dem Besen. Falls die Tiere auf die Futtertische gekotet haben, kommen Schaufel und Besen zum Einsatz. Auch in den Tränken können sich Futterreste und Kot ansammeln. Darum werden sie bei jeder Fütterung kontrolliert und bei Bedarf mit Wasser aus der Tränke geflutet und gereinigt. Um Fliegen möglichst wenig Brutstätten zu bieten, muss festgetretener Mist regelmäßig mit einer Schaufel beseitigt werden. Die Laufwege werden mit Besen oder Kehrmaschine gekehrt. Im Außenbereich wird der Boden an den Stellen, an denen der Futtermischwagen das Futter verteilt hat, nach dem Fressen mit einem Besen oder einer Kehrmaschine gereinigt. Für jede Grundreinigung der Stallabteile (Buchten) müssen die Tiere – besonders in der Rindviehhaltung – den jeweiligen Bereich verlassen haben, da die Arbeit sonst zu gefährlich für das Personal wäre. Das gilt auch für Außenabteile.

Schritt für Schritt

Die Grundreinigung der Ställe erfolgt in der Rinder- und Milchviehhaltung – abgesehen von der Fresseraufzucht – zumeist nicht nach dem Rein-Raus-Prinzip, sondern Bucht für Bucht, während sich in den anderen Abteilen noch Tiere befinden. Daher ist Vorsicht und auch Rücksicht das oberste Gebot. Um nicht zu viel Unruhe in den Stall zu bringen, sollte der Hochdruckreiniger nicht direkt im Stall platziert werden. Besser ist es, mit einem langen Hochdruckschlauch zu arbeiten. Dadurch wird die Lautstärke im Stall minimiert. Empfehlenswert ist ein Hochdruckschlauch auf einer automatischen Schlauchtrommel mit Rückholautomatik. Dies verringert die Stolpergefahr. Zur Reinigung von größeren Bodenflächen empfiehlt sich ein Flächenreiniger. So entsteht kein Spritzwasser – das bedeutet weniger Störung für die Tiere.

Schritt 1 – Trockenreinigung: Wände und Absperrungen abfegen: Staub schafft Nährböden für Keime und Pilze und kann nicht nur bei den Tieren im Stall zu Krankheiten, sondern auch bei Menschen zu Atemwegserkrankungen führen. Zuerst werden daher Spinnweben und Staub auf Wänden und Decken abgefegt, bei Warmställen auch die Fenster und Fensterlaibungen.

Schritt 2 – Grobreinigung der Buchten: Wenn die Bucht leer ist, wird zunächst der grobe Schmutz – alles, was nicht durch die Spalten im Boden getreten wurde – mit Besen und Schaufel entfernt. In Einstreuställen wird ausgemistet. Dies ist am effizientesten mit einem Hoftraktor zu erledigen.

Grundreinigung Schritt 3 – Stall befeuchten: Nun wird der Schmutz gründlich befeuchtet, bei Bedarf einschließlich der Wände. Dafür eignet sich ein Hochdruckreiniger. Dem Wasser kann ein Einweichmittel beigemischt werden, das angetrockneten Kot löst und dadurch Reinigungszeit und Wasserverbrauch senkt. Der Schmutz sollte das Einweichwasser möglichst vollständig aufsaugen. Darum empfiehlt es sich, das Wasser nicht mit zu hohem Druck aufzutragen und auch nicht zu viel auf einmal, da große Tropfen vom Schmutz ablaufen. Gegebenenfalls sollte der Vorgang wiederholt werden, bis der Schmutz durchweicht ist.

Grundreinigung Schritt 4 – Reinigung mit dem Hochdruckreiniger: Anschließend folgt die gründliche Reinigung der Abtrennungen, der Wände und des Bodens mit dem Hochdruckreiniger. Dabei können alkalische Reinigungsmittel mit einer Rückenspritze oder einer Becher-Schaumlanze aufgebracht werden. Die Becher-Schaumlanze hat den Vorteil, dass sie unkompliziert mit der Lanze des Hochdruckreinigers verbunden werden kann. Zudem gibt sie einen besonders dicken, gut haftenden Schaum mit hoher Reinigungswirkung ab. Anschließend wird der Schaum wieder abgespült. Das Wasser fließt durch die Spalten ab.

Bei Ställen ohne Spaltenböden empfiehlt sich ein Flächenreiniger mit automatischer Absaugung, der das Schmutzwasser aufnimmt und kontrolliert ableitet. Er wird an den Hochdruckreiniger angeschlossen. Zur Reinigung empfindlicher Bauteile ist es sinnvoll, den Druck des Hochdruckreinigers zu verringern. Am komfortabelsten geht das, wenn die Pistole über eine Druckeinstellung verfügt. Ganz sensible Teile werden mit einem feuchten Lappen gereinigt. Die Reinigung darf als abgeschlossen gelten, wenn die Oberflächenstruktur von Boden, Wänden und Absperrungen wieder erkennbar und das Abwasser klar ist.

Schritt 5 – Gegebenenfalls desinfizieren: Zumindest die Buchten für die jungen Kälber, die frisch aus ihrem Kälberiglu in die Gruppenhaltung kommen, sollten nach der Reinigung mit dem Hochdruckreiniger auch noch desinfiziert werden. Dafür muss das Abteil zuerst vollkommen getrocknet sein.

Einige Stallbereiche in der Rinder- und Milchviehhaltung erfordern besonders viel Aufmerksamkeit und Gründlichkeit bei der Reinigung, um die Gesundheit von Menschen und Tieren bestmöglich zu schützen. Dazu zählen Abkalbe- und Krankenbuchten. Diese sollten so keimfrei sein wie möglich, bevor eine kalbende Kuh oder ein erkranktes Tier hineinkommt. Besonders hohe Ansprüche an die Biosicherheit haben die empfindlichen Kälber. Daher sollten die Abkalbebuchten nach der Grobreinigung mit dem Besen am besten mit einem Heißwasser-Hochdruckreiniger gereinigt werden. Unter Umständen ist auch eine Desinfektion zu empfehlen. Der Melkbereich nimmt eine Sonderstellung bei der Stallreinigung in der Rinder- und Milchviehhaltung ein. Denn in diesem Bereich wird die Sicherheit menschlicher Lebensmittel berührt.

Auch das weitere Umfeld des Stalls hat Einfluss auf die Biosicherheit. Darum sollten der Bereich um den Stall, die Laufwege, die Hoffläche und besonders auch die Fläche vor Silos und Futterlager regelmäßig gekehrt werden, sodass Schadnager und andere Krankheitsüberträger dort möglichst wenig Futter finden. 

pm

Beitrag teilen: |

Partner

Newsletter

Abonnieren Sie unsere Newsletter und bleiben Sie immer auf dem Laufenden, bei den Themen, die Sie interessieren!

Zur Anmeldung:

.embedded-sidebar { display: none; }