Keimdruck senken!
Vorbeugen ist besser als heilen – das gilt auch bei der Mortellaroschen Krankheit. Dazu gehört in erster Linie, diese Krankheit vom Betrieb fernzuhalten und gleichermaßen den Infektionsausbruch innerhalb der Herde zu verringern.
Die fünf Schritte zur Kontrolle der Mortellaroschen Krankheit wurden entwickelt, um konkrete Handlungsempfehlungen zu geben, wenn digitale Dermatitis (DD) den Betrieb »lahmlegt«. Die Umsetzung gilt natürlich für Jungrinder, Färsen, trockenstehende und laktierende Kühe gleichermaßen. Die Erkrankungsrate kann bei konsequenter Umsetzung von fünf effektiven Schritten drastisch reduziert werden. Dazu gehört die externe Biosicherheit, die interne Biosicherheit, die frühe Erkennung, Dokumentation und Behandlung von Dermatitis digitalis, die regelmäßige Klauendesinfektion sowie die Definition und Überwachung von Klauengesundheits-Zielen. Im Folgenden wird auf die vorbeugenden Maßnahmen eingegangen. Über die Erkennung, Behandlung und Überwachung ist in der Broschüre »Die Sprache der Kuh« mehr zu erfahren (siehe Infokasten).
Über infizierte Tiere, kontaminierte Arbeitsgeräte und Besucher können Erreger der Mortellaroschen Krankheit in Betriebe eingeschleppt werden. Grundsätzlich ist eine geschlossene Betriebsführung die Grundlage der Kontrolle. Das umfasst: kein Tierzukauf, kein Einstallen von Tieren aus anderen Betrieben und Verzicht auf das Auslagern der Färsenaufzucht. Auch gemeinsamer Weidegang mit Tieren aus anderen Beständen birgt ein großes Risiko der Krankheitsübertragung.
Ein vorheriger Gesundheitscheck im Klauenstand bei Zukaufstieren und bei Rückkehr von Tierschauen oder aus anderen Betrieben ist sinnvoll, schützt aber leider nicht vollständig vor einer Erregerübertragung. Vermeiden Sie, dass DD durch Arbeitsgeräte und Besucher in Ihren Betrieb gebracht wird. Wird eine Ausrüstung, auch bei der Klauenpflege, dennoch von mehreren Betrieben verwendet, sollte diese vor Betreten des Betriebs gereinigt und desinfiziert werden. Schränken Sie den Personenverkehr auf dem Betrieb ein und bieten Sie hofeigene Betriebs- bzw. Schutzkleidung z.B. für Tierarzt und Tierzuchttechniker an.
Temperatur, Luftdurchsatz, Luftfeuchtigkeit, Lichteinfall: Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen, dass eine Haltung von Milchvieh in sogenannten Kalt-/Offenställen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben kann. Ausreichende Ventilation ist eine zwingend notwendige Maßnahme; häufig müssen auch Sprenkleranlagen in Betracht gezogen werden. Die vergangenen beiden Jahre haben auch in unseren Regionen deutlich gemacht, dass Hitzestress Mortellarosche Krankheit begünstigt.
Laufflächen: Böden müssen langfristig rutschfest und leicht zu reinigen sein sowie den Klauenabrieb im richtigen Ausmaß sicherstellen. Bewegung im Stall ist grundsätzlich zu begrüßen. Das Problem sind die verschmutzten und häufig rutschigen Oberflächen. Gülle an der Klaue führt durch Freisetzung von Ammoniak zu Hautschäden und begünstigt die Entstehung der Mortellaroschen Krankheit. Zudem ist Gülle ein gefährliches Keimreservoir.
Erhöhte Antritte (1,60 m lang mit Abtrennungen) am Futtertisch sind empfehlenswert und fördern aufgrund der Trockenheit die Klauengesundheit. Eine regelmäßige Reinigung der Lauf- und Standflächen darf keinesfalls aus arbeitszeittechnischen Gründen vernachlässigt werden. Eine empfehlenswerte Möglichkeit auf Spaltenböden sind Reinigungsroboter. Der Einsatz eines automatischen Schiebers mit Gummilasche zur Reinigung eines planbefestigten Bodens ist mindestens alle zwei bis drei Stunden (notfalls je nach Schmutzeintrag stündlich) erforderlich.
Liegeflächen: Eine Kuh soll etwa zwölf bis 14 Stunden (mit Unterbrechungen) in der Liegebox liegen. Die Klaue kann abtrocknen, dies dient der Keimreduzierung. Somit sind die Mindestanforderungen an Liegeboxen:
– ausreichende Anzahl
– ausreichend bemessen ungehindertes Ablegen und Aufstehen möglich (Schwungraum)
– Liegeflächen isolierend und verformbar
– saubere und trockene Liegeflächen
Dabei ist zu beachten, dass oftmals einzelne Liegeboxen schlechter angenommen werden (können). Selbst wenn rechnerisch alles stimmt, führt dies zu verdeckter Überbelegung.
Tränkeeinrichtungen: Den Tränkeeinrichtungen kommt neben der Milchmenge/Milchproduktion auch hinsichtlich der Klauengesundheit große Bedeutung zu. Ausreichend viele Tränkeeinrichtungen müssen vorhanden sein, um auch rangniedrigen Tieren eine ausreichende Wasserversorgung zu ermöglichen, d.h. ein Tränkebecken/20 Kühe und ein weiteres Becken, mind. 14 l/min.
Jungvieh: Zunächst ist eine Infektion mit den Erregern der Mortellaroschen Krankheit offensichtlich in jedem Lebensalter möglich. Insbesondere um den Zeitpunkt der Erstbesamung (Geschlechtsreife) treten oft sichtbare Infektionen auf. Eine Übertragungsmöglichkeit durch die Stiefel und Arbeitsgeräte ist hier zu bedenken. Hygiene und Komfort sind auch beim Jungvieh wichtig!
Die Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen ist ein wichtiger Baustein zur Gesunderhaltung der Haut. Insbesondere organisch gebundene Spurenelemente gewährleisten eine gute Resorptionsfähigkeit. Versuche haben in betroffenen Herden gezeigt, dass Mortellarosche Krankheit bei optimal versorgten Tieren in einem geringeren Ausmaß auftrat.