Gesunde Klauen sind das A und O
Klauenkrankheiten können hohe Kosten verursachen. Die Liegeboxengestaltung sowie die Beschaffenheit der Laufgänge stellen die größten Gefahrenquellen für kranke Klauen dar. Unabhängig von einer regelmäßigen Klauenpflege sollte deshalb ganzjährig darauf geachtet werden, Klauenprobleme möglichst früh zu erkennen und zu behandeln.
Klauen- und Gliedererkrankungen sind nach Unfruchtbarkeit und Euterproblemen der dritthäufigste Abgangsgrund von Milchkühen. Auslöser für Klauenerkrankungen sind immer zu hoher Druck auf die Lederhaut – egal ob von außen oder von innen – sowie eine erhöhte Verschmutzung. Ein gutes Herdenmanagement, die Ermittlung und Beseitigung innerbetrieblicher Risikofaktoren sowie eine regelmäßige und sachgemäß durchgeführte funktionelle Klauenpflege tragen maßgeblich zur Reduzierung lahmer und kranker Tiere bei. Doch wie beeinflusst die Klauengesundheit die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion?
Die Leistung beeinflusst
Besonders Tiere im hochleistenden Stadium der Laktation sind im Vergleich zu niedrigleistenden Tieren anfälliger für Lahmheiten. Die hohe Leistung ist gleichzeitig an eine hohe Energieaufnahme gekoppelt. Diese kann auf zwei Wegen abgedeckt werden: entweder durch eine erhöhte Trockensubstanz-Aufnahme (TS) oder eine Erhöhung der Energiedichte in der Ration. Doch auch hier lauern Risiken für eine Gefährdung der Klauengesundheit. Das Ziel einer vermehrten TS-Aufnahme ist zwangsläufig mit einer verlängerten Stehzeit am Futtertisch verbunden, wodurch wiederum ein erhöhter Druck auf die Klauen herrscht. Auch wird die TS-Aufnahme durch die Aufnahmekapazität des Pansens stark reguliert. Wird nun aber zur Erhöhung der Energiedichte vermehrt Kraftfutter eingesetzt, besteht die Gefahr einer Pansenazidose, die oft zu einer Klauenrehe und weiteren Klauenerkrankungen führt.
Einfluss der Haltung
Neben der Fütterung ist auch die Haltung ein großer Einflussfaktor auf die Klauengesundheit. Hier stellen die Liegeboxengestaltung sowie die Beschaffenheit der Laufgänge die größten Gefahrenquellen dar. Durch feuchte und verdreckte Laufgänge in Laufställen besteht ein vermehrtes Risiko für Dermatitis digitalis, während fehlender Abrieb und Sohlengeschwüre in der Anbindehaltung die vorherrschenden Erkrankungen sind.
Da ein Großteil der Wiederkautätigkeit im Liegen stattfindet, ist eine optimale Gestaltung der Liegeboxen unabdingbar. Neben der besseren Futterverwertung durch eine höhere Liegedauer werden auch die Klauen positiv beeinflusst. Beim Liegen wird der Druck, der durch das Körpergewicht auf diesen lastet, gemindert. Außerdem haben die Klauen in einer gut gestalteten Liegebox die Möglichkeit abzutrocknen.
Kranke Tiere erkennen
Unabhängig von einer regelmäßigen Klauenpflege (2x jährlich) sollte dennoch versucht werden, außerhalb dieser routinemäßigen Pflegeintervalle Tiere mit Klauenproblemen möglichst früh zu erkennen und zu behandeln. Je länger der Abstand zwischen dem Auftreten der Krankheit und der Behandlung ist, desto höher werden die anfallenden Kosten sowohl für die Behandlung als auch die durch Leistungseinbußen der Tiere. Eine genaue Beobachtung der Tiere ist hierfür unentbehrlich.
Geeignete Maßnahmen sind die Beobachtung beim Weg zum Melkstand, aber auch im Melkstand selbst, sowie das Stehen und Gehen im täglichen Stallablauf. Ein guter Zeitpunkt ist auch nach der ersten Fütterung am Fressgitter. Hier können die Rückenlinie, die Belastung oder ggf. eine Entlastung einzelner Gliedmaßen sowie mögliche Fehlstellungen beobachtet werden.
Nicht zu unterschätzen: verursachte Kosten
Die durch Lahmheiten verursachten Kosten lassen sich in direkte und indirekte Kosten aufteilen; etwa 1/3 der Kosten sind direkte Kosten (z.B. Tierarzt, Medikamente), die restlichen 2/3 sind indirekte Kosten (verminderte Fruchtbarkeit, Leistungseinbußen etc.). Bei einem konventionell behandelten Klauengeschwür kann man im Mittel von knapp 350 EUR Verlust je Tier ausgehen.
Klauen- und Gliedmaßenkrankheiten stellen ein nicht zu unterschätzendes tierschutzrelevantes Problem dar. Sie stehen an dritter Stelle der Abgangsgründe für Milchkühe, nehmen Einfluss auf die weitere Gesundheit der Tiere und führen nicht selten zu Folgeerkrankungen oder sonstigen physiologischen Problemen. Abgesehen von den Schmerzen und dem resultierenden verminderten Tierwohl verursachen Klauenprobleme auch immer erhebliche Kosten für den Landwirt. Eine regelmäßige Klauenpflege und eine wiederkehrende tägliche oder wöchentliche Lahmheitskontrolle stellen die effizienteste und beste Maßnahme zur Vorbeugung von Klauenerkrankungen dar.
Nur durch frühzeitiges Erkennen und schnelles Behandeln lahmer Kühe können die Kosten niedrig gehalten werden. Zeigt ein Tier Auffälligkeiten beim Aufstehen, trippelt es im Stand hin und her, entlastet sogar ein Bein und zeigt im Gang oder gar im Stand eine gekrümmte Rückenlinie, sind dies eindeutige Zeichen von Schmerzen, die sich auf den Klauenbereich beziehen.
Beeinflussen lässt sich die Klauengesundheit durch eine bedarfsgerechte und an die Leistung angepasste Rationsgestaltung, eine gute Haltung und ein gutes Management. Sind alle Kriterien erfüllt, steht einer wirtschaftlichen Milchproduktion und einer langen Nutzung der Tiere nichts im Weg.
Hannah Herres, DLR Eifel