Die Trogration als Erfolgsfaktor
Die richtige und bedarfsgerechte Fütterung ist wichtig für langlebige, gesunde und vor allem leistungsstarke Milchkühe. Die richtige Ration ist deshalb entscheidend. Doch nicht immer entspricht die tatsächliche Futteraufnahme auch der Kalkulation – wie der Trockenmassegehalt damit zusammenhängt.
Eine häufig gestellte Frage in einem Beratungsgespräch, in dem es um fütterungsrelevante Aufgaben geht, ist: »Wie hoch ist denn die effektive Futteraufnahme pro Tag im Durchschnitt der Herde oder der Gruppe?« oder »Fressen die Tiere die in der Rationsberechnung unterstellten Mengen?«. Leider fehlen vielfach genau diese Daten, obwohl über die heutige Mischwagentechnik mit entsprechender Wiegeeinrichtung die täglichen Futtermengen leicht festzustellen wären. Neben den verfütterten Mengen ist auch der Trockenmassegehalt (TM) der Einzelkomponenten oder zumindest der vorgelegten Trogration von Belang, um die tatsächliche Futteraufnahme ermitteln zu können.
In einem in hessischen Milchkuharbeitskreisbetrieben durchgeführten Projekt wurden die kalkulierten Rationen auf der Basis Trockenmasseaufnahme aus TMR mit der tatsächlich gemessenen TM-Aufnahme, bezogen auf die Futteraufnahme über 24 Stunden verglichen. Hier zeigte sich eine Differenz von etwa 1,5 kg geringerer tatsächlicher TM-Aufnahme gegenüber der kalkulierten Ration. Bei der Ursachenforschung für die um knapp 8 % niedrigere tägliche Futteraufnahme kommt dem TM-Gehalt der aufgewerteten Grobfutterration (aGFR) bzw. der TMR eine nicht zu vernachlässigende Bedeutung zu. Wie die Tabelle zeigt, beträgt die Abweichung der TM-Gehalte der Trogrationen auf Basis von Einzelfutteranalysen kalkulierten (40,9 % TM) gegenüber der analysierten (37,7 % TM) gefütterten Trogration absolut etwa 3 %.
Kraftfutter berücksichtigen
Bei der Verfütterung von aufgewerteten Grobfutterrationen ist zu berücksichtigen, dass dann der TM-Gehalt der Trogration gegenüber dem Optimalwert von 45 bis 48 % bei einer TMR hier tendenziell niedriger eingestellt werden sollte, da je nach Fütterungsstrategie noch eine entsprechende Menge an Kraftfutter, z.B. über eine Transponderanlage, tierindividuell zugefüttert wird.
Praxisergebnisse der AMS-Herde auf dem LWZ Eichhof zeigen deutlich die Abhängigkeit der täglichen TM-Aufnahme und der daraus realisierten Milchleistung vom TM-Gehalt der vorgelegten Trogration. Interpretiert man den Verlauf aus TM-Aufnahme (Ø 19,0 kg/Kuh/Tag) und der Milchleistung der Herde (Ø 39,5 kg/Kuh/Tag) im Jahresverlauf, kristallisiert sich für diese Fütterungsstrategie ein optimaler TM-Gehalt der aGFR von ca. 40 % bei der auf knapp 35 kg Milch ausgelegten Trog-ration heraus.
Über den Transponder erhielten die Kühe in der Spitze noch maximal 3,5 kg eines körnermaisbetonten pelletierten Milchleistungsfutters mit 18 % Rohprotein und 7,2 MJ NEL je kg. Die Verlaufskurven der Grafik machen aber auch deutlich, wie groß die Schwankungen der TM-Gehalte der Grobfutterkomponenten selbst sein können. Von daher sollten auch die Grobfuttereinzel- sowie ggf. zu verfütternde energiereiche Saftfutterkomponenten in regelmäßigen Abständen von etwa vier Wochen einer Überprüfung der TM unterzogen werden. Werden die Trogrationen darüber hinaus zu trocken (> 50 % TM), besteht die Gefahr der Entmischung.
Wie muss es sein?
Dieser Fragestellung haben wir uns in einem einwöchigen Praxistest am LWZ Eichhof mit Kühen in der hochleistenden Fütterungsgruppe angenommen. Selbst bei einer sehr genauen Dosierung und einer guten Durchmischung der aGFR im selbstfahrenden Fräsmischwagen (Ein-Schnecken-Vertikal-Mischer) war immer noch ein selektives Fressen der Kühe in der Hochleistungsgruppe bis hin zum »Tunnelfraß« zu beobachten. Als Ursache für dieses Verhalten wurde trotz eines TM-Gehaltes der aGFR von nur 37 bis 38 % die Suche der Tiere nach dem pelletierten Protein-Ausgleichsfutter vermutet. Da es zum Zeitpunkt dieser Beobachtung keine technische Möglichkeit gab, die pelletierte Futterkomponente durch eine mehlförmige Variante zu ersetzen, ergab sich die Fragestellung: »Was können wir tun, um das Fressverhalten zu optimieren, ohne direkt die gesamte Ration auf ein Verfahren wie bspw. eine Kompakt-TMR umzustellen?«. Dies führte zu der Überlegung, sich mit der praktischen Erfahrung des Einweichens des pelletierten Kraftfutters auseinanderzusetzen. Da jedoch ein Einweichen direkt im Futtermischwagen ggf. zum Anhaften des Kraftfutters an den Innenwänden und der Schnecke geführt hätte, wurde die Kraftfutterkomponente vor dem Beladen des Mischwagens eingeweicht. Im ersten Versuch wurde die zu verfütternde Menge an Pellets eingewogen und ca. 30 Min. vor dem Einfüllen in den Futtermischwagen im Verhältnis 2:1 (Kraftfutter:Wasser) aufgefüllt. Nach dem Befüllen mit Stroh und Luzerne wurde der Kraftfutterbrei eingefüllt, dann Gras-, Biertreber- und final Maissilage. Die Nachmischzeit betrug etwa 3 bis 5 Min.
Was sagen die Kühe?
Obwohl bei diesem Mischungsverhältnis im Zeitraum von ca. 30 Min. kein vollständiges Aufquellen der Pellets zu erreichen war, konnte schon bei der ersten Vorlage der Ration ein deutlich geringeres Selektionsverhalten beobachtet werden. Ein vollständiges Auflösen der Pelletstruktur ergab sich bei einem Mischungsverhältnis von 1:1 und einer Einweichzeit von mindestens 1 h. Der Effekt bei der Futteraufnahme der Tiere war deutlich sichtbar: Statt nach den pelletierten Kraftfutterbrocken zu suchen, wurde die Ration gleichmäßig von oben nach unten herunter gefressen. Die Ausnahme bildeten hierbei lediglich vereinzelte, sehr dominante Tiere. Zu beobachten war darüber hinaus, dass an diesen Tagen die Kühe bei der Futtervorlage nicht wie sonst geballt am Futtertisch erschienen, sondern zeitlich versetzt den Gang zum Futter antraten. Eine Auswirkung auf die Futteraufnahme (Ø 21 kg TM/Kuh/Tag) war in diesem kurzen Zeitraum nicht zu beobachten. Der Trockenmassegehalt der Gesamtration blieb nahezu unverändert.
Der optimale TM-Gehalt der Teil-Misch-Ration liegt bei etwa 45 %. Erheblich feuchtere bzw. trockenere TMR mindern die Futteraufnahme. Bei der Ausgestaltung der aufgewerteten Grobfutterration ist die Höhe der zusätzlichen Kraftfuttergabe über den Transponder mit zu berücksichtigen. Hier haben sich TM-Gehalte von 38 bis 40 % für die aGFR als praxistauglich erwiesen.
Thomas Bonsels
Stephanie Ped
Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen