Ab ins Silo!
Silomais, Körnermais, Feuchtmais: Mais als energiereiches Futtermittel ist in Milchviehrationen eine häufig verwendete Rationskomponente und eine willkommene Alternative in der Kraftfutterversorgung von Hochleistungskühen.
Angesichts der wachsenden Kraftfutterpreise gewinnt die kostengünstige Erzeugung von Kraftfutter auf dem Milchviehbetrieb zunehmend an Bedeutung. Die Preisentwicklung bei Energie und damit die steigenden Trocknungskosten sind eine Ursache für die wachsende Verwertung von Körnermais als Maisfeuchtkorn-Schrotsilage (Feuchtmais) in der Milchviehfütterung. Ernährungsphysiologisch hat feucht siliertes Maisschrot – aber auch Körnermais – bei Milchkühen im höheren Leistungsbereich (über 8.500 kg Milch pro Tier und Jahr) Vorteile. Mit Feuchtmais wird gegenüber Körnergetreide der Anteil pansenstabiler Stärke in der Ration erhöht. Die positiven Effekte ergeben sich aus einem stabileren Pansen-pH-Wert, einer geringeren Leberbelastung durch gesunkene Ansprüche an die Gluconeogenese und einer höheren Energieeffizienz durch geringere Verluste im Pansen. Die bessere Verwertung der Stärke im Dünndarm ist aber nicht unbegrenzt. Um die Vorteile gegenüber der Pansenverdauung zu nutzen, muss für die Stärke mindestens ein Verdauungskoeffizient (VC) von 65 im Dünndarm erreicht werden. Da die Kapazität der Stärkeverdauung im Dünndarm aber begrenzt ist, sollte die Menge von 1,5 kg pansenstabiler Stärke nicht überschritten werden.
Vorteil Feuchtmais
Der Einsatz von Feuchtmais hat auch in Rationen mit hohem Maisanteil Sinn. Hier wird zusätzlich zum Kraftfutter mit dem Grundfutter leicht verdauliche Stärke eingebracht. Wird das Kraftfutter anteilig als Feuchtmais bereitgestellt, nimmt der Anteil pansenstabiler Stärke zu. Das verbessert die Verwertung der Energie und senkt das Risiko einer Pansenacidose. Neuere Ergebnisse zeigen aber, dass bedingt durch den Silierprozess der Anteil pansenstabiler Stärke beim Feuchtmais mit 25 % geringer ist als bei Körnermais. Des Weiteren ist zu beachten, dass der Rohproteingehalt in der Feuchtkornschrotsilage geringer ist als bei Körnergetreide.
Auf dem Feld geschrotet
Der Mais wird ebenso wie bei der Körnermaisernte nach Erreichen der Druschreife mit dem Mähdrescher geerntet. Ein Vorteil beim Feuchtmais ist, dass mit der Ernte bereits beim Erreichen der physiologischen Reife (black layer) begonnen werden kann und nicht erst wie beim Körnermais aus ökonomischen Gründen beim Erreichen von möglichst weniger als 30 % Wasser im Korn. Das bedeutet, dass bei der Produktion von Feuchtkornmaisschrot die Felder durchaus zehn bis 14 Tage früher geräumt sind und für die Nachfrucht zur Verfügung stehen. Unmittelbar nach dem Dreschen werden die Körner meist gleich auf dem Feld geschrotet. Die Einlagerung erfolgt dann in Horizontalsilos oder in »Broten« auf Betonflächen. Das Siliergut muss sehr gut verdichtet werden. Zur Minimierung der Rand- und Oberflächenverluste ist neben Unterzieh- und Silofolie der Einsatz von Randfolie beim Zudecken unverzichtbar. Wichtig ist bei diesem hochwertigen Futtermittel auch der Schutz der Silooberfläche mit Siloschutzgittern, um das Risiko von Schäden an der Folie durch Tiere zu minimieren.
Verluste minimieren
Obwohl sich Feuchtmais sehr gut verdichten lässt (850 kg TM/m3) und damit die potenzielle Luftdurchdringung gering ist, ist das Risiko der Nacherwärmung aufgrund des hohen Anteils leicht umsetzbarer Nährstoffe und der relativ geringen Entnahmemengen durchaus hoch. Um während der Entnahme die Verluste zu minimieren und den Feuchtmais in hygienisch einwandfreiem Zustand zu halten, ist der Einsatz von Siliermitteln zur Verbesserung der aeroben Stabilität (DLG-Gruppe 2) zu empfehlen. Mit dem Siliermittelzusatz wird die Stabilität des Feuchtmaises nach dem Öffnen des Silos deutlich erhöht. Bei Verwendung von Milchsäurebakterien ist auf eine ausreichende Impfdichte zu achten. Bei biologischen Präparaten verdankt sich die Wirkung höheren Gehalten an Essigsäure und 1,2 Propandiol. Chemische Produkte wie Propionsäure oder Kombinationspräparate wirken durch die Störung physiologischer Prozesse der Schadorganismen (Hefen, Schimmelpilze). Bei einer Silierung im Folienschlauch sollte in jedem Fall ein Siliermittel eingesetzt werden, da die Verdichtung im Schlauch geringer ist als im Brot und damit ein stärkerer Lufteintritt während der Entnahme und ein wachsendes Risiko von Nacherwärmung und Schimmelbildung gegeben ist.
Für eine Reihe von Betrieben mit Jahresleistungen von mehr als 9.000 kg Milch je Kuh ist der Einsatz von Feuchtkornschrotsilage heute schon selbstverständlich. Geht man von 2 bis 3 kg TM je Tier und Tag Feuchtmais aus, werden für 250 Milchkühe 350 bis 500 t Feuchtmais im Jahr benötigt. Das entspricht einer Anbaufläche von 25 bis 45 ha Mais. Diese werden nach der von uns empfohlenen Technologie an einem Tag geerntet und einsiliert, sodass sich das Verfahren auch durch eine hohe Schlagkraft auszeichnet und ein zügiges Befüllen und Zudecken des Silos erlaubt.
Fazit
Feuchtmais ist ein sehr energiereiches Futtermittel mit einem hohen Anteil pansenstabiler Stärke, welches als Kraftfutter in Rationen für hochleistende Tiere oder zur Ergänzung silomaislastiger Rationen geeignet ist. Durch am Markt verfügbare leistungsfähige Technologien kann das Erntegut zügig einsiliert werden. Zur Minimierung des Verderbrisikos sollten Siliermittel eingesetzt werden.
Dr. Reinhard Georg,
Dr. Andreas Milimonka