Licht am Ende des Tunnels?
»Der Ökolandbau in Bayern wächst.« Das teilte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber im Vorfeld ihres Besuches der internationalen Leitmesse BioFach in Nürnberg mit. Ihren Worten nach haben sich im vergangenen Jahr etwa 90 Betriebe für eine Umstellung auf die ökologische Wirtschaftsweise entschieden. »Nach vorläufigen Zahlen hat Bayern damit im vergangenen Jahr mehr als 8.000 ha Ökofläche hinzugewonnen«, hob Kaniber hervor. Damit sehe sie »Licht am Ende des Tunnels«, nachdem der Ausbau des Ökolandbaus in den Vorjahren wegen zahlreicher Krisen und der Inflation ins Stocken geraten war.
Zugelegt habe auch die Nachfrage der Verbraucher nach Bio-Lebensmitteln. In den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres wurden 2,2 % mehr frische Bio-Lebensmittel abgesetzt. »Das ist ein gutes Signal an unsere Landwirte, denn ein wachsender Markt bietet Potenzial für Neueinsteiger«, so Kaniber.
Bei aller Freude über die positive Entwicklung sind die Aussichten jedoch aufgrund erhöhten Klima- und Artenschutzes, zahlreicher Umweltmaßnahmen sowie mehr Tierwohl getrübt. Auch sind die Produktionskosten in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen – die Bio-Milcherzeuger-Preise aber nicht in ausreichendem Maß mitgewachsen.
Auf diese Lücke weisen nun Deutschlands größte Bio-Verbände Bioland, Naturland und Demeter, mit der Veröffentlichung des Orientierungspreises zur Bio-Milcherzeugung hin. Wie die Verbände verkünden, liegt der Orientierungspreis, zu dem eine vollkostendeckende Erzeugung von Bio-Milch möglich ist, aktuell bei 69,7 ct/kg Bio-Rohmilch. Im vergangenen Jahr wurden im Schnitt laut Bio-Milchpreiserhebung aber nur 58 ct/kg gezahlt. Es klafft also eine Lücke von fast 12 ct/kg. Konkrete Maßnahmen zugunsten des Biosektors wünscht sich daher die BÖLW-Vorsitzende Tina Andres. Neben dem Abbau von unnötiger Bürokratie sieht sie Ansätze zur Stärkung des Mittelstands als notwendig an.
Der Dolchstoß kommt indes von der EU: Durch die von der Europäischen Kommission geforderte Umsetzung der Weidepflicht werden Biobetriebe aufgeben, die aus vielerlei Gründen ihren Tieren zwar Freigelände, aber keine Weide zur Verfügung stellen können. Mir scheint, das zitierte Licht am Ende des Tunnels verwechselt Frau Kaniber eher mit den Lichtern des entgegenkommenden D-Zugs aus Brüssel.
Alexander Ströhlein, Milchpur