Gutes Stallklima im Sommer
Die richtige Temperatur im Stall ist wichtig für das Wohlbefinden und damit das Leistungsvermögen der Tiere. Lüftungs- und Stallklimageräte, wie Umluftventilatoren und Beschattungseinrichtungen am Gebäude, können Hitzestress reduzieren.
Durch den Einsatz von Wasserverdunstungs- oder Wassersprühgeräten kann im Sommer eine Absenkung der Stalltemperaturen um bis zu 5 °C erreicht werden. Die Verwendung von Systemen mit Hochdruckpumpen zur Vernebelung von Wasser bieten sich an. Ähnliche Werte können auch erreicht werden, wenn die Außenluft über wasserberieselte perforierte Wände in die Stallabteile gesaugt wird.
An schwül-warmen Tagen, mit hoher relativer Luftfeuchtigkeit, ist beim Einsatz dieser Befeuchtungssysteme jedoch Vorsicht geboten, da die Stallluft durch den Eintrag von Wasser zwar abgekühlt wird, die relative Luftfeuchtigkeit und damit der Wärmeinhalt der Stallluft aber wesentlich ansteigt. Dieser Zustand kann zu Kreislaufbelastungen bei Menschen und Tieren führen.
Der Einsatz von Erdwärmetauschern kann ebenfalls zur Zuluftkühlung beitragen. Bei diesen Systemen wird Außenluft über im Erdreich verlegte Rohre oder Kanäle angesaugt und je nach Länge und Tiefe der verlegten Zuluftleitungen erhebliche Kühlleistungen erzielt. Diese Maßnahmen führen jedoch zu erhöhten Baukosten und ggf. höheren statischen Anforderungen an ein Bauwerk. Für die Zuluftführung in das Stallgebäude ist es vorteilhaft, wenn der Zulufteintritt auf der sonnenabgewandten Seite erfolgt. Auch eine Beschattung der Zuluftöffnungen durch Sonnenblenden oder natürlichen Bewuchs kann sich ähnlich positiv auf das Stallklima auswirken.
Bewährte Außenklimaställe
Außenklimaställe haben sich als kostengünstige Stallsysteme in der Rindviehhaltung durchgesetzt. Dabei handelt es sich meistens um großvolumige, einhäusige Bauweisen mit mehreren offenen Stallseiten. Mehrhäusige Anlagen zeichnen sich durch relativ niedrige Bauweisen aus und fügen sich gut in das Landschaftsbild ein. Die Traufhöhen der Ställe bewegen sich je nach Gebäudeart zwischen 4 und 8 m. Die Dachneigung beträgt in der Regel ca. 15 bis 20°. Wenn sich der First über dem Futtertisch oder im Bereich der Laufflächen befindet, kann auf eine Firstabdeckung verzichtet werden. Bei der Firstgestaltung wird je nach Gebäudestellung und Windrichtung auch häufig die Sheddach-Ausführung gewählt. Die Traufseiten der Ställe werden entweder völlig offen gestaltet oder mit mechanisch verstellbaren Wickellüftungen ausgestattet.
Bei sehr breiten Ställen kann aus statischen Gründen eine sensorgesteuerte Verstellung der Zuluftelemente ab gewissen Windgeschwindigkeiten erforderlich werden. Weitere Regelgrößen für die Verstellung der Zuluftelemente sind z.B. die Sonneneinstrahlung und/oder die Temperatur. Bei einer ganzjährigen Stallhaltung der Tiere kann der Wärmeeintrag durch Sonneneinstrahlung über die Dachhaut in den Stall durch eine Dacheindeckung mit einem hellen Material oder aus wärmegedämmten Platten minimiert werden. Auch die Anordnung von Photovoltaikanlagen auf der Südseite der Dächer führt zu einer Verminderung der Wärmebelastung im Stall. Lichtplatten in der Dachhaut erzeugen eine sehr hohe Wärmeeinstrahlung und sollten deswegen nicht oder wenn erforderlich nur auf der nördlichen Dachseite zum Einsatz kommen.
Auch die Stellung des Gebäudes zur Hauptwindrichtung sollte beachtet werden, da eine Queranströmung des Gebäudes maßgeblich zur Durchlüftung beitragen kann. Um das Wohlbefinden der Tiere bei länger anhaltenden Hitzeperioden zu steigern, ist in Rindviehställen der Einbau einer Unterstützungslüftung sinnvoll. Hierbei wird eine Luftbewegung mittels Ventilatoren im Stall erzeugt, welche die Wärmeabgabe der Tiere erleichtert. Die Unterstützungslüftung kann auch zusätzlich mit einer Wasserverdunstungsanlage ausgestattet werden, um die Stallluft zusätzlich zu kühlen.
Die Ventilatoren sind so anzuordnen, dass die Luft von der Nord- oder Ostseite des Gebäudes (Schattenseite) angesaugt wird. Beim Einbau sind nachbarschaftliche Belange wie z.B. Geruch- oder Lärmbeeinträchtigungen zu berücksichtigen. Bei langen Stallgebäuden werden mehrere Reihen Ventilatoren hintereinander angeordnet. Der Abstand zwischen den Ventilatorreihen beträgt 15 bis 20 m, je nach Art und Leistung. Die erste Reihe der Ventilatoren wird direkt in der Außenwand oder im Stall in einer Entfernung von ca. 2 m zur Außenwand eingebaut und sollte so hoch hängen, dass sie von den Tieren nicht zu erreichen ist.
Einsatz von Zuluftkanälen
Für die Haltung bzw. Aufzucht des Jungviehs und der Kälber haben sich ebenfalls relativ einfach gestaltete Außenklimaställe bewährt. Die Kälberaufzucht erfolgt häufig in Einzel- oder Gruppen-iglus. Eine Verbesserung des Stallklimas in vorhandenen Gebäuden kann auch durch den Einsatz von Zuluftkanälen oder durch perforierte Zuluftschläuche erfolgen. Die Aufzucht des Jungviehs in Außenklimaställen ist grundsätzlich vorzuziehen, in denen weitestgehend auf mechanische Lüftungsanlagen verzichtet werden kann.
Angenehmeres Stallklima
Bezogen auf den Jahresmittelwert erreichen diese Stallsysteme oftmals höhere Luftvolumenströme pro Tier als zwangsbelüftete Ställe, wodurch das Stallklima oft als angenehmer empfunden wird. Auch in diesen Stallanlagen können Hitzeperioden durch den Einsatz von Umluftventilatoren, eventuell in Kombination mit Wassersprühanlagen, oder Überdrucklüftungsanlagen mit Zuluftführung über Kanäle oder Schläuche Erleichterung bringen. Sinnvoll kann auch das Anbringen von Beschattungseinrichtungen am Gebäude sein. Die Anordnung von Laufhöfen kann ebenfalls zum Wohlbefinden der Tiere beitragen.
In der Rindviehhaltung haben sich großvolumige Bauweisen mit Zuluftführung über die Traufseiten und Abluftführung über First durchgesetzt. Bei richtiger Anordnung der Ställe, nämlich mit den Traufseiten zur Hauptwindrichtung, trägt auch der Wind wesentlich zur Durchlüftung bei. Der Einbau von Unterstützungslüftungen erleichtert den Tieren zudem die Wärmeabgabe.
Häufig im Einsatz
Die Zuluftregulierung erfolgt in der Praxis im Allgemeinen über Wickellüftungen, vereinzelt auch über verstellbare Zuluftelemente. Verschiedentlich wird auf den Einbau von Zulufteinrichtungen komplett verzichtet. Die Jungviehaufzucht erfolgt in der Praxis meist in gut durchlüfteten Liegeboxenlaufställen, wird jedoch gelegentlich auch in Tieflaufställen vorgenommen.
Gerd Franke,
Landesbetrieb Landwirtschaft
Hessen (LLH), Kassel