100 Jahre Landwirtschaftskammer NÖ
Am 22. Februar 1922 beschloss der NÖ Landtag als erste Landesregierung Österreichs die Errichtung der „Niederösterreichischen Landes-Landwirtschaftskammer mit Bezirksbauernkammern“ als zentrale Berufsvertretung der Land- und Forstwirtschaft. Seither haben sich die Themen und Herausforderungen für die bäuerlichen Betriebe laufend verändert. Auch die Aufgaben der Landwirtschaftskammer haben sich damit weiterentwickelt. „Die Kernaufgabe der Kammer erfüllt jedoch ihren ursprünglichen Auftrag – und das ist ganz klar die Vertretung der Anliegen und Werte der Bäuerinnen und Bauern“, so Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager.
Seit 1922 ist die Landwirtschaftskammer NÖ mit ihren Bezirksbauernkammern beständiger und starker Partner der Bäuerinnen und Bauern. Mit der selbst organisierten Standesvertretung hat die niederösterreichische Bauernschaft in den vergangenen zehn Jahrzehnten immense Herausforderungen gemeistert. Durch die Öffnung der Märkte, den technischen Fortschritt, die wachsenden gesellschaftlichen Ansprüche und die facettenreiche Agrarpolitik hat sich die Land- und Forstwirtschaft permanent gewandelt und immer wieder neu orientiert. Damit hat sich auch das Tätigkeitsfeld der Landwirtschaftskammer stetig weiterentwickelt. Im Mittelpunkt standen und stehen dabei aber immer die bäuerlichen Familienbetriebe und eine nachhaltige Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft. Trotz aller Veränderungen ist der Kernauftrag der Kammer als Interessenvertretung im Grunde derselbe geblieben: die Bäuerinnen und Bauern zu unterstützen und ihren Anliegen eine starke Stimme zu geben. Damals wie heute und auch in Zukunft.
Die Land- und Forstwirtschaft organisiert sich selbst
„Als bäuerliche Interessenvertretung war und ist es auch heute unsere Aufgabe, Einzelinteressen zu einem großen Gesamtinteresse zusammenzuführen und zu vertreten. Und in den 100 Jahren hat sich bestätigt, dass sich die Bäuerinnen und Bauern selbst besser organisieren können, als jede andere staatliche Behörde es jemals könnte“, erklärt Johannes Schmuckenschlager, Präsident der Landwirtschaftskammer NÖ. Und so setzen sich die Funktionäre und Mitarbeiter mit ganzer Kraft für die Interessen der Bäuerinnen und Bauern in Niederösterreich ein. Die Kammer hat den Anspruch, einerseits die verschiedenen Herausforderungen der breit aufgestellten Betriebe anzugehen und andererseits eine gemeinsame Sprache für die Gesamtlandwirtschaft zu finden. Das ist nicht immer einfach. „Was die Bäuerinnen und Bauern bewegt, nehmen wir als Auftrag. Wir zeigen Zukunftschancen auf, indem wir unsere vielfältigen Angebote stetig weiterentwickeln“, so Schmuckenschlager. Kammerdirektor Franz Raab ergänzt: „Wir suchen den aktiven Dialog mit der Öffentlichkeit und unseren Partnern in der Wertschöpfungskette, um sie zu Verbündeten unserer Anliegen zu machen; im Sinne einer wettbewerbsfähigen, flächendeckenden sowie bäuerlichen und somit vielfältigen Landwirtschaft, heute und in Zukunft.“
Die Kammer richtet den Blick nach vorne
100 Jahre Landwirtschaftskammer NÖ sind ein guter Anlass, um nicht nur zurückzuschauen, sondern insbesondere auch, um den Blick in Richtung Zukunft zu richten. Mit dem Zukunftsplan 2020 bis 2025 stellt die Landwirtschaftskammer NÖ den Anspruch auf Themenführerschaft in der Agrarpolitik. Entwickelt wurde der Zwölf-Punkte-Plan im Rahmen eines breiten Beteiligungsprozesses mit den niederösterreichischen Bäuerinnen und Bauern. An seiner Umsetzung wird bereits auf Hochtouren gearbeitet.
Die Geschichte der Landwirtschaftskammer NÖ im Überblick
Mit dem Zerfall der Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg waren die großen Kornkammern, wie Ungarn, Polen und Westrumänien, weggebrochen. Großes Ziel war die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Diese Herausforderung konnte nur durch eine effizientere landwirtschaftliche Produktion im eigenen Land gemeistert werden. Mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland verlor 1938 das Prinzip der gesetzlichen Interessenvertretung seine Gültigkeit. Erst 1945 erhielten die österreichischen Rechtsvorschriften wieder ihre Wirkung. Damit gab es auch wieder eine Landwirtschaftskammer und erneut die dringliche Aufgabe, die hungernde Bevölkerung zu ernähren. Der Wiederaufbau der Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg war schwierig. Es mangelte praktisch an allem. Bauernhöfe waren zerstört, der Viehbestand dezimiert. Es fehlte an den notwendigsten Betriebsmitteln. Bezirksbauernkammern mussten erst wieder funktionsfähig gemacht werden. Hamsterkäufe und Schwarzhandel verursachten irreguläre Marktzustände. Die Landwirtschaftskammer strebte eine Harmonisierung von Produktion und Bedarf an. Dabei halfen die 1950 eingeführten Marktordnungsgesetze, die erstmals Maßnahmen zur Preisregulierung vorsahen. Bei witterungsbedingten Ertragsverlusten unterstützt seit 1947 die Hagelversicherung. Mit der wirkungsvollen Starthilfe durch den „Marshallplan“ wurde das Ziel der Kammer erreicht: weitgehende Selbstversorgung und sogar ansteigender Agrarexport. Große Veränderungen brachte der EU-Beitritt 1995. Die nationalen Marktregelungen wurden von der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik abgelöst. Die zunehmende Professionalisierung der Betriebe forderte auch eine Professionalisierung der Beratung. Heute zählen unter anderem auch die Anpassung an den Klimawandel und der Dialog mit den Konsumenten zu den primären Aufgaben der Bauernvertretung.
Das Jubiläumsjahr „100 Jahre Landwirtschaftskammer NÖ“
Alle Interessierten lädt die Landwirtschaftskammer NÖ am 25. und 26. Juni zu den landesweiten Bezirksfesten anlässlich 100 Jahre Land NÖ ein. In einem eigenen Landwirtschaftscorner wollen wir 100 Jahre Landwirtschaft erlebbar machen. Ebenso machen wir am 3. September beim Landhausfest in St. Pölten sowie am 11. September im Rahmen des Festgottesdienstes anlässlich des Dirndlgwandsonntags im St. Pöltner Dom auf „100 Jahre Landwirtschaftskammer NÖ“ aufmerksam und laden herzlich dazu ein.
Mehr Infos zu „100 Jahre Landwirtschaftskammer NÖ“ finden Sie unter 100jahre.lk-noe.at