Unseren Böden den Druck nehmen – Teil 2: Was es bei der Bereifung zu beachten gibt!
Bereits beim Kauf von Landmaschinen sollten Bodenschutzaspekte in die Entscheidung miteinfließen. Dabei muss der Hersteller die für die Bodenbeanspruchung maßgeblichen Fahrzeug- und Reifendaten (Radlast, Stützlast, erforderlicher Reifeninnendruck für unterschiedliche Bereifungs- und Ausstattungsvarianten, Überrollmuster) in der Maschinenbeschreibung offenlegen. Nur so kennt man je nach Maschinen- und Gerätekombinationen die wahren Lasten im praktischen Einsatz.
Begriffsdefinitionen (Abb. 1)
- Auflagedruck (Kontaktflächendruck): Gewicht auf der Reifenaufstandsfläche liegt etwa 25 % über dem Reifeninnendruck – hoher Druck ergibt tiefe Spuren, Schädigung des Oberbodens .
- Bodendruck entspricht der Radlast (Summe aller Lasten, die über das Rad auf den Boden wirken) – Tiefenwirkung, Schädigung des Unterbodens .
- Druckzwiebel: schematische Darstellung der Verteilung des Druckes im Boden.
Grundsätzlich gilt
Als Faustregel gilt: Der Bodendruck in 10 cm Bodentiefe entspricht in etwa dem Reifeninnendruck.
Radlast – auf möglichst viele breite Schultern verteilen
Der Kontaktflächendruck und die Tiefenwirkung der Bodenbeanspruchung nehmen mit steigender Radlast zu (Abb. 3). Zudem steigt die Beanspruchung des Unterbodens.
Müssen hohe Gesamtlasten abgestützt werden, sollten bevorzugt Reifensysteme eingesetzt werden, die große Aufstandsflächen ermöglichen.
- Radial- statt Diagonalreifen: haben aufgrund des Aufbaus eine größere Aufstandsfläche
- Zwillingsbereifung: durch Überbreite eher bei arrondierten Hoflagen sinnvoll
- Zusätzliche Achsen: Tandem, Tridem
- Breit,- und Terrabereifung
- Mehrspurfahrwerke: Rübenroder
- Bandlaufwerke
Ein Fahrzeug mit niedriger Radlast ist – bei optimaler Bereifung – immer die bodenschonendere Alternative.
Luftdruck – der Schlüssel zum Erfolg
Die niedrigsten möglichen Reifeninnendrücke bei der ermittelten Radlast für Feldfahrten (10 km/h) und Straßenfahrten (30 bis 50 km/h) können aus der für den Reifen entsprechenden Reifedrucktabelle entnommen werden.
Reifendruck: Ansprüche auf der Straße und am Feld
Vorteile eines angepassten Reifendrucks am Feld
- weniger Verdichtung durch geringeren Bodendruck
- große Kontaktfläche, daher gute Verzahnung mit dem Boden
- geringe Einsinktiefe, weniger Rollwiderstand und flache Fahrspuren
- weniger Treibstoffverbrauch
- bessere Federungseigenschaften, erhöhter Fahrkomfort
- die möglichen Zeitfenster für die Bearbeitung werden länger
- gute Selbstreinigung des Reifens durch intensive Walkarbeit
Spuren
Moderne Reifentechnologien nutzen
Hilfsmittel für Anfänger und Profis
Terranimo® ist ein Simulationsmodell für die Berechnung des Bodenverdichtungsrisikos beim Einsatz von landwirtschaftlichen Fahrzeugen. Dabei gibt es eine einfache Version (light) und eine Profiversion (expert), welche im Internet kostenlos zur Verfügung stehen. Durch Eingabe von Radlast, Reifendruck, Bodenschwere und Bodenwassergehalt wird eine Prognose für eine Bodenschadverdichtung ausgewiesen:
- grün = keine Verdichtungsgefährdung
- gelb = Übergangsbereich
- rot = Schadverdichtung im Unterboden ist zu erwarten
Fazit
- Bodenschutzaspekte in Reifenkaufentscheidung miteinbeziehen
- Tatsächliche Maschinengewichte eruieren – auf Brückenwaage
- Unnötige Radlasten vermeiden – Zusatzgewichte in Frage stellen
- Aufgesattelte anstelle von Dreipunktanbau-Geräten – geringere Hinter(Radlast) -> geringerer Reifeninnendruck
- Überrollhäufigkeiten – versetztes Fahren
- Fahrgassen vs. Pflegebereifung – was passt zum Betrieb
- Reifendruck an Gegebenheiten anpassen und Fahrspuren vermeiden
- Reifentechnologien und technische Hilfsmittel nutzen
–> Reifen können ersetzt werden, der Boden nicht!
Patrick Falkensteiner, LK Oberösterreich