Neue Versorgungsempfehlungen der GfE für Milchkühe
Seit September 2023 liegen die neuen Versorgungsempfehlungen für Michkühe vor. Veränderte Rahmenbedingungen in der Milchkuhhaltung, neue Datengrundlagen, Wissenszuwachs – Gründe genug, die bisherigen Empfehlungen von 2001 grundlegend zu überarbeiten, um Milchkühe auch zukünftig bedarfsgerecht versorgen zu können. Diese Änderungen haben Auswirkungen auf naheliegende Bereiche, etwa die Rationsberechnung für Milchkühe. Doch die Auswirkungen ziehen weitere Kreise: so sind beispielsweise Ausbildungs- und Lehrinhalte an den neuen Wissensstand anzupassen. Im Rahmen eines online-Seminars des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg (LAZBW) am 06.03.2025 werden die wichtigsten Neuerungen vorgestellt und die geplanten Umsetzungsschritte in Baden-Württemberg aufgezeigt.
Die neuen Empfehlungen wurden vom Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) in Form des 288-seitigen Buchs „Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung von Milchkühen“ veröffentlicht und im September 2023 in Hohenheim vorgestellt. Die GfE ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern aus allen Bereichen der Tierernährung.
Grundlegend überarbeitete Empfehlungen zur Energie- und Proteinversorgung
Gegenüber den bisherigen Empfehlungen aus dem Jahr 2001 wurden die Konzepte der Energie- und Proteinversorgung völlig neu entwickelt.
Bei der Energieversorgung wird die Umsetzbare Energie (ME) nun auch in der Milchkuhfütterung die entscheidende Größe. Neu ist das dreistufige Vorgehen in der Futtermittelbewertung zur Schätzung des ME-Gehalts: von der Bruttoenergie (Brennwert) werden dabei die zu erwartenden Energieverluste über Kot, Harn und Methan abgezogen.
Neu ist außerdem, dass bei der Rationsplanung das Futteraufnameniveau die verfügbare Menge an Energie beeinflusst. Denn mit zunehmender Futteraufnahme steigt die Passeagerate: die Energieverluste über Kot steigen, die Methan-Energieverluste hingegen sinken zunächst. Die Rationen mit einer möglichst realistischen Futteraufnahme zu planen, wird unter diesem Gesichtspunkt noch bedeutender als bisher.
Auch für den Energiebedarf der Milchkuh gelten neue Werte. Hinsichtlich des Erhaltungsbedarfs wird zwischen laktierenden und trockenstehenden Milchkühen unterschieden. Für laktierende Milchkühe liegt der Erhaltungsbedarf höher als bislang angenommen. Der Energiebedarf für eine Kilo Milchleistung wurde bislang hingegen zu hoch angesetzt.
Bei der Betrachtung der Proteinversorgung wird das dünndarmverdauliche Protein (sidP) zur neuen zentralen Kenngröße. Das sidP ist die Summe aller dünndarmverdaulichen Aminosäuren. Diese stammen aus dem mikrobiellen Rohproteinabbau oder wurden im Pansen nicht abgebaut und stammen somit direkt aus dem Futter. Die neuen Empfehlungen berücksichtigen, dass die beiden Aminosäurenquellen nicht konstant fließen. Je kürzer das Futter im Pansen verweilt (entspricht einer hohen Passagerate, Futteraufnahme), desto weniger Zeit bleibt den Mikroben für den Proteinabbau.
Aktueller Umsetzungsstand in Baden-Württemberg
Von den Änderungen werden zahlreiche Personengruppen auch in Baden-Württemberg tangiert sein, da diese die Bereiche Rationsplanung und Rationskontrolle, Ausbildung und Schulen, Futtermittellabore, die Futterpflanzenzüchtung bis hin zu betriebswirtschaftlichen Auswertungen betreffen. Für die Koordination der bundesweiten Umsetzung hat die GfE das Zepter an die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) übergegeben, konkret an den DLG-Arbeitskreis Futter und Fütterung. Dort klären die Fachreferentinnen und Fachreferenten der Bundesländer noch offene Fragen und erarbeiten Hilfsmittel für die Umsetzung. Das LAZBW beteiligt sich durch Mit- und Zuarbeit in den Fachgruppen und hat für Baden-Württemberg so direkten Einblick in die bundesweiten Vorbereitungen. Darüber hinaus hat das LAZBW bereits fachliche Informationen über verschiedene Kanäle an die Betroffenen übermittelt Auch das online-Seminar des LAZBW am 06.03.2025 bietet wieder die Möglichkeit, sich über die Neuerungen zu informieren. Weil die Änderungen in vielen Bereichen zu Dominoeffekten führen werden, ist in Baden-Württemberg ab Herbst 2025 eine abgestimmte, schrittweise Umsetzung geplant. Welche Schritte geplant sind, erfahren Sie ebenfalls in diesem online-Seminar.
Zum Seminar „Milchkuhfütterung: Die neuen Versorgungsempfehlungen der GfE – wie ist der aktuelle Stand? Wie geht es weiter?“ können Sie sich online über die Homepage des LAZBW (www.lazbw.de) anmelden.