Bäuerinnen und Bauern fordern Marktverantwortung und kostendeckende Preise
Biobetriebe mit hohen Ökosystemleistungen brechen weg – wie ihre konventionellen Kollegen.
Die Milch ist knapp und das hat mehrere Gründe. Durch die Blauzungenkrankheit hat sich die Milchmenge reduziert, die Ökoregelung für Weidehaltung wurde erneut aufgeschoben, unklare Regelungen für Tierhaltung und fehlende wirtschaftliche Perspektiven hemmen die Investitionsbereitschaft, die Fettwerte sind aufgrund der extremen Witterung niedrig. Aber ein Hauptpunkt ist und bleibt die anhaltende Kostenunterdeckung sowohl für die konventionellen Betriebe aber auch für biologisch wirtschaftende Milchhöfe. Das führt zu Betriebsaufgaben, denn steigende Preise für den Verbraucher werden in der Wertschöpfungskette zurückgehalten. Für die erste Jahreshälfte 2025 stehen die Vertragsverhandlungen für die weiße Linie an und sind nach Auffassung der AbL zu nutzen – für kostendeckende Milchpreise!
Claudia Gerster, AbL-Bundesvorstand und Bio-Milchbäuerin in Sachsen-Anhalt, sagt:
„Im letzten Wirtschaftsjahr fehlte uns biologisch wirtschaftenden Milchbäuerinnen und -bauern mindestens acht Cent für jedes Kilogramm Milch, das wir an die Molkereien geliefert haben. Während die Kosten bei rund 70 Cent/kg liegen, haben wir im September im Schnitt nur 58 Cent ausgezahlt bekommen. Das wollen und können wir Biobäuerinnen nicht mehr hinnehmen. Wir erbringen sehr hohe gesellschaftliche Leistungen für Tierwohl, Artenvielfalt und Klimaschutz. Und wir erhalten dafür einen Dumpingpreis. Deshalb hören derzeit auch Biobetriebe auf oder stellen zurück um auf konventionelle Milchviehhaltung, das ist alarmierend. Wenn die Politik 30 Prozent Bio anstrebt, wenn die Verbraucher:innen die wertvollen gesellschaftlichen Leistungen wollen, wenn wir die konventionelle Landwirtschaft klima- und tierwohlgerecht weiterentwickeln wollen, wenn wir viele und vielfältige Bauernhöfe wollen, dann brauchen wir kostendeckende Preise.“
AbL: 70 Cent Milchgeld für Biomilch und 50 Cent für konventionelle Milch
Claudia Gerster führt weiter aus:
„Derzeit ist das Milchangebot knapp. Wir Bäuerinnen der AbL fordern mindestens 70 Cent für Biomilch und mindestens 50 Cent für konventionelle Milch. Die Marktakteure, Molkereien und Einzelhandel, sind jetzt in der Verantwortung, uns kostendeckende Milchpreise zu zahlen. Marktführer wie Aldi sind aufgefordert, ihre starke Position in den anstehenden Verhandlungen positiv zu nutzen, damit kostendeckende Preise für uns möglich werden. Und alle demokratischen Parteien sind aufgefordert, Lösungen für das aktuelle starke Ungleichgewicht in der Wertschöpfungskette zu Lasten von uns Bäuer:innen vorzulegen. Nur dann werden wir in der Lage sein, weiterhin Milch auch in qualitativ hochwertigen Wirtschaftssystemen zu erzeugen. Auch ist eine zukunftsfähige und sozialgerecht gestaltete Gemeinsame Agrarpolitik, mit der Tierwohl, Biodiversität und Klimaschutz honoriert und gestärkt werden, unabdingbar.“