Wie schützen wir unsere Rinder?

17. Januar 2019

Das erste Ziel von Biosicherheitsmaßnahmen ist der Schutz des Bestandes vor Einschleppung von Krankheitserregern von außen. Weiterhin ist es wichtig, innerhalb des Bestandes eine Weiterverbreitung einer Infektion zu verhindern. Grundsätzlich sind Sauberkeit und Hygiene die Grundpfeiler einer guten Biosicherheit.

Ein Schild vor der Stalltüre oder Milchkammer verdeutlicht, dass dies kein frei zugänglicher Bereich ist. Foto: Herz/mpr

Regelmäßige Tierzukäufe, die Teilnahme an Zuchtschauen, die Nutzung von Gemeinschaftsweiden, etc. stellen ein hohes Übertragungsrisiko dar. Eine erste wichtige Maßnahme der Biosicherheit ist es also, den direkten Kontakt zu Tieren benachbarter Bestände, die gemeinsame Nutzung von Alpen, die Teilnahme an Zuchtschauen etc. zu unterbinden, bzw. zu reduzieren. Da dies in vielen Betrieben nicht ohne Weiteres möglich ist – gerade auf Zukauf, ausgelagerte Junviehaufzucht oder Älpung lässt sich kaum verzichten –, sollten von den Betrieben Anstrengungen unternommen werden, gewisse Minimum-Standards zu erfüllen.

Tierzukauf

Zum einen sollten nur Tiere aufgenommen werden, die frei von erkennbaren Erkrankungen sind. Zum anderen können vorab Untersuchungen auf das Vorhandensein bestimmter Krankheitserreger vorgenommen werden, die über das gesetzliche Minimum hinausgehen (z.B. BVD, Staph aureus). Beim Zukauf ist es sinnvoll, auf Tiere von Auktionen oder Sammelstellen zu verzichten und direkt von bekannten Betrieben zuzukaufen.

Personenverkehr regeln

Jeder Personen- und Fahrzeugverkehr, der im Betrieb stattfindet, stellt ein mögliches Übertragungsrisiko dar. Deshalb ist es ratsam, den Personenverkehr auf das notwendige Maß zu reduzieren. Sauberkeit und Hygiene sind eine einfache und praktikable Möglichkeit, sich vor dem Eintrag von Infektionskrankheiten zu schützen. Auch innerhalb des eigenen Betriebes kann so der Ausbreitung von Krankheitserregern vorgebeugt werden.

In jedem Stall sollte es die Möglichkeit geben, die Stiefel mit Wasserschlauch und Bürste zu reinigen. Ein Handwaschbecken mit warmem Wasser und Seife zur Handreinigung und ein sauberes Handtuch gehören ebenso dazu. Befestigte und kurze Wege erhöhen ebenfalls die Sauberkeit und reduzieren damit die Übertragungsgefahr.

Schutzkleidung und das Desifinzieren der Stiefel sorgen dafür, dass keine Krankheiten aus anderen Betrieben eingeschleppt werden. Foto: mpr

Kleidung bereitstellen

Für betriebsfremde Personen, wie Besamungstechniker, Fütterungsberater, Viehhändler oder Tierarzt, sollte zumindest saubere betriebseigene Schutzkleidung zur Verfügung gestellt werden. Diese muss regelmäßig gewaschen und an einem sauberen Ort, z. B. in einem Spind, aufbewahrt werden. Besteht die Möglichkeit, zu behandelnde Tiere zu separieren, so sorgt dies nicht nur für eine
Verminderung der Tierkontakte, sondern auch zu einer Vereinfachung der Arbeitsabläufe.

Insekten und Schadnager

Insekten und Schadnager stellen ebenfalls eine wichtige Gruppe dar. In den letzten Jahren haben zunehmend stechende Insekten wie z.B. Gnitzen vorher unbekannten Krankheiten zur Ausbreitung verholfen (z.B. Schmallenberg-Virus, Bluetongue-Virus). Durch das wärmere Klima kommt es zur Ausbreitung veränderter Insektenpopulationen und damit auch zur Ausbreitung von Erkrankungen, die zuvor nicht in unseren Breitengraden heimisch waren. Aber auch über die ganz normalen Fliegen steigt das Risiko einer Weiterverbreitung von Krankheitserregern deutlich an. Ein wichtiger Punkt bei der Reduktion von Fliegen und Schadnagern stellt sicherlich eine gute Grundsauberkeit dar. Neben einem gezielten Bekämpfungskonzept sind Ställe, die sich leicht reinigen und desinfizieren lassen, häufiges Ausmisten gerade im Sommer und eine allgemeine Sauberkeit unverzichtbar.

Frischkalbende Muttertiere und Neugeborene besitzen noch schwache Abwehrkräfte. Daher hat die Sauberkeit in der Abkalbebox ganz
besonders hohe Priorität. Foto: BLE, Bonn/Foto: Dominic Menzler

Augen auf!

Um die Weiterverbreitung einer Infektion innerhalb eines Bestandes zu verhindern, ist eine gute Krankheitsfrüherkennung entscheidend. Je früher eine Infektion im Einzeltier festgestellt wird, umso besser sind nicht nur in der Regel die Heilungschancen, sondern umso besser gelingt es auch, gezielte Prophylaxemaßnahmen für den Rest des Bestandes zu ergreifen. Die einzelnen Altersgruppen sind so weit wie möglich zu trennen. Insbesondere Kälber sollten nicht im Kuh- oder Jungviehstall gehalten werden. Kranke Tiere sollten getrennt von den gesunden Tieren untergebracht werden können. Insbesondere Kümmerer stellen ein Risiko auf dem Betrieb dar, weil sie oft in der Umgebung verbleiben, wenn jüngere Kälber dazu gestallt werden. Nicht alle Stallbereiche bergen die gleiche Infektionsgefahr. Besonders Abkalbeboxen und Krankenstände haben ein hohes Risiko, als Infektionsquelle zu dienen. Alle Tiere, die sich in der Abkalbebox aufhalten, sowohl Kühe als auch die neugeborenen Kälber, haben nur schwache Abwehrkräfte, während die Wahrscheinlichkeit der Erregerausscheidung bei vielen Erkrankungen steigt. Dementsprechend ist es besonders wichtig, in solchen Bereichen auf größte Hygiene zu achten.

Dr. met vet. Andrea Rütz

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