Finanzierung in unsicheren Zeiten
Vergangene Woche präsentierte die Rentenbank ihre Bilanz: Gutes Jahr mit erfolgreich erfülltem Förderauftrag.
Die Landwirtschaft in Deutschland steht aktuell vor großen Herausforderungen. Der Klimawandel sorgt für zunehmende Wetterextreme, Höhere Verdunstungsraten und damit einhergehendem steigenden Trockenheitsrisiko. Auch auf politischer Seite gibt es sehr viele Unsicherheiten und eine entsprechend langfristige Planung von der Landwirtschaft gestaltet sich als äußerst schwierig.
Dennoch konnte 2022 der Förderauftrag der Rentenbank wieder sehr erfolgreich erfüllt werden so Nikola Steinbock, Sprecherin des Vorstands auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz der Rentenbank. »Die deutlich gestiegene Nachfrage nach Förderdarlehen zeigt, dass unsere Programme einen wesentlichen Beitrag beispielsweise zum Infrastrukturausbau im ländlichen Raum leisten. Hinzu kommen Projekte im Rahmen des Umwelt- und Klimaschutzes, wie der Ausbau erneuerbarer Energien. Daran wollen wir auch im laufenden Jahr anknüpfen und mit unseren zielgerichteten Förderangeboten die zukünftigen Herausforderungen der Branche adressieren.«
Generell lässt sich auf ein sehr Erfolgreiches Jahr 2022 zurückblicken mit einem starken Neujahrsgeschäft und einem Ausbau der Förderung von Gründern/innen. Auch wuchs die Investorenbasis und die Rentenbank hat weiterhin einen exzellenten Zugang zum Kapitalmarkt. Die unverändert hohe Nachfrage nach Rentenbank-Anleihen ergibt sich aufgrund drei Kriterien: AAA-Rating, Förderauftrag des Bundes und der gesetzlich ausgeschlossenen Insolvenz.
Die Fördersparte »Landwirtschaft« spiegelt die aktuellen Herausforderungen wider. Es wurden weniger in Stall und Maschinen investiert und das Neugeschäft sank auf 2 Mrd. € (2021: 2,5 Mrd. €). Bei den Investitionen in erneuerbare Energie konnte hingegen ein Zuwachs auf 1,5 Mrd. € (2021: 1 Mrd. €) verzeichnet werden. Der Zuwachs fällt hauptsächlich auf Windenergieanlagen. Auch im Ersten Quartal 2023 zeigt sich eine große Zurückhaltung bei den Investitionen. Bei dem Investitions- und Zukunftsprogramm Landwirtschaft (IZL) besteht aber weiterhin sehr großes Interesse. Das Interessenbekundungsverfahren im Januar ergab ein gewünschtes Investitionsvolumen in Höhe von 2,64 Mrd.€.
Um den Wandel weiter zu gestalten sollen gezielt neue Innovationen und Programme gefördert und Nachrangdarlehen für Start-ups vergeben werden. Neben dem Bootcamp gibt es nun auch ein Idea Camp.
Um die Investitionsbereitschaft in der grünen Branche in Klima- und Umweltschutzmaßnahmen weiter zu fördern, wurde im November 2022 ein neues Darlehnsprogramm »Zukunftsfelder im Fokus« ins Leben gerufen. Hier gibt es Premium Konditionen. Die jeweiligen Zukunftsfelder werden anhand des aktuellen gesellschaftlichen sowie politischen Diskurs identifiziert. Hierzu gehört der Ausbau von regionaler Lebensmittelproduktion, die Nutzung von Agri-PV-Anlagen und eine umweltschonende Landbewirtschaftung welche die Umstellung auf ökologischen Landbau und Agroforstsysteme beinhaltet. Bei der regionalen Lebensmittelproduktion besteht aktuell die höchste Nachfrage.
Positive Bilanz
Der Zinsüberschuss der Rentenbank lag 2022 mit 268,8 Mio. € unter dem des Vorjahrs. Das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge und Bewertung belief sich auf 157,8 Mio. € und übertraf damit deutlich die Erwartungen. Der Jahresüberschuss beläuft sich auf 36 Mio. €. Die wesentlichen Kennziffern für die Liquidität, die sogenannte harte Kapitalquote und der Leverage Ratio, sind nahezu unverändert und liegen bei 31,7 % bzw. 10,4 %. Auch das Erste Quartal ist sehr gut gelaufen. Die Erträge profitieren vom gestiegenem Zinsniveau, die Kapitalquote ist ebenfalls leicht gestiegen und Vorstandsmitglied Dr. Kaninke geht von einer positiven Entwicklung für das weitere Jahr aus.
Ausblick auf 2023
Nikola Steinbock geht abschließend von einem leichten Wirtschaftswachstum aus. Ebenfalls prognostiziert sie eine leicht zurückgehende Inflationsrate die aber im Schnitt bei 6 % verbleibt. Zudem erwartet sie eine leichte Leitzinserhöhung der EZB im Laufe des Jahres.
Der Konjunkturbarometer Agrar ergab, dass die Landwirtschaft ihre wirtschaftliche Lage wieder besser eingeschätzt. Dies sei jedoch nur eine Momentaufnahme, die auf den überraschend positiven Betriebsergebnissen von 2022 basiert. Perspektivisch sei die Stimmung weiterhin getrübt. Hauptsächlich aufgrund der hohen Unsicherheiten, was eine sehr zurückhaltende Investitionsplanung zur Folge hat. Sie erwartet jedoch mehr Investitionen in Erneuerbare Energien, Digitalisierungslösungen, Robotik und Precision Farming.
Manuel Schiefer