14. AFEMA-Hofberatertagung
Die bereits 14. AFEMA-Hofberatertagung fand am Donnerstag, den 6. und Freitag, den 7. Oktober im Schlosshotel Iglhauser in Mattsee statt. Über 60 Teilnehmer sind dem Ruf ins Salzburger Land gefolgt. Die Organisation durch den AFEMA Geschäftsführer Dipl. Päd. Ing. Josef Weber garantiert ein interessantes Programm. Die Veranstaltung beginnt traditionsgemäß mit einem gemeinsamen Mittagessen am Donnerstag und endet mit dem Mittagessen am Freitag. Diese Tatsache und auch das gemeinsame Abendessen am Donnerstag bietet den Teilnehmern viel Raum für den persönlichen Austausch.
Dr. Simone Steiner (Rinderzucht Austria) berichtete über Aktuelles aus der Tiergesundheit Österreichs. Neben einer Erläuterung der TGD-Aufgaben, befasst sich der Vortrag im Wesentlichen mit einem sich in Entstehung befindlichen Verein TGÖ, aktuell findet man im Netz unter diesem Kürzel noch die Tibeter Gemeinschaft Österreichs. Zusammenfassend stellte Dr. Steiner fest, dass der TGÖ kurz vor der Vereinsgründung ist und bereits seine fachliche Arbeit aufgenommen hat. Es warten eine Vielzahl an Aufgaben, die eingebunden sind in die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben. Der TGÖ befindet sich im Prozess der Etablierung.
Tierwohl und Entwicklungen in Südtirol
Angelika Oberkofler und Annemarie Kaser (Sennereiverband Südtirol), berichteten über „Tierwohl und Entwicklungen in Südtirol.“ Frau Oberkofler stellte das zukünftig einzig zugelassene Tierwohllabel SQNBA vor und erläuterte sehr detailliert das System ClassyFarm. Annemarie Kaser sprach anschließend über die Herausforderungen, die Tierwohl und Klimaschutz an die Landwirte stellen. Ihren Vortrag rundeten die Referentinnen ab mit einem sehenswerten Videoclip zum Thema.
Gesundheit im Kuhstall
DI Dr. Marco Horn (LK NÖ) sprach zum Thema „Güllefeststoff als Liegeeinstreu.“ Er beleuchtete dabei Faktoren für hohen Liegekomfort, Hygienische Aspekte der Einstreu mit Güllefeststoff, rechtliche Rahmenbedingungen, gab Tipps zur Verwendung und lieferte eine wirtschaftliche Betrachtung. Abschließend verwies er auf die ÖAG-Info 6/2021 zur Gülleseparierung. Johanna Mandl (LK NÖ) stellte die Broschüre „Mastitiserreger im Detail“ vor, die für Milcherzeuger und Hofberater gleichermaßen sehr interessant und informativ ist. Näheres über den Bezug ist zu erfahren bei der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. DI Michael Wöckinger (LK OÖ) erläutert eGründe und Entstehungsgeschichte vom Qualitätslabor Österreich eGen. Überlegungen zur Zusammenarbeit begannen 2017, die Gründung der neuen Genossenschaft war am 16.Dezember 2019. Die Beschlüsse zur Einbringung der Vereine in die Genossenschaft wurden am 9. Juni 202 gefasst, die Auflösung der Vereine QLM und OÖ MPR wurde im Dezember 2020 vollzogen. Dipl.-Päd. Ing. Josef Weber (LK NÖ) moderierte zum Ausklang des ersten Tages einen Erfahrungsaustausch zwischen Hofberatern und Ausstellern. Im Rahmen des gemeinsamen Abendessens führte er noch zwei Ehrungen durch.
Was ist Tierwohl?
Ein Highlight der Veranstaltung war der Vortrag von Dr. Christian Dürnberger, „Was ist Tierwohl und wie kommuniziert man es.“ Dürnberger, Dr. der Philosophie, Assistent am Messerli Forschungsinstitut/Abteilung Ethik der Mensch-Tier-Beziehung, stellte in beeindruckender Form das Spannungsfeld zwischen Landwirtschaft, wie sie ist, und wie sie wahrgenommen und aus dieser Wahrnehmung heraus dargestellt wird. Landwirtschaft ist heute umstritten, regelmäßig schaffen es landwirtschaftliche Themen auf die Titelseiten, z.B. wo Landwirtschaft die Umwelt bedroht, wo neue Ställe geplant sind, dort organisiert sich oft Protest. Viele Konflikte sind auch regional – Landwirtschaft gegen Anwohner, wie Fliegenplage durch Bauernhof oder Lärm, Staub und Geruch zur Erntezeit. Dürnberger stellt die Frage: Warum diskutieren wir heute anders über Landwirtschaft als vor zwei, drei Generationen? Seine Antworten:
#1 wir sind satt.
#2 Neue Probleme – neue Werte, Beispiel: Klimakrise.
#3 Gesellschaftliche Entfremdung – Landwirtschaft wird für Menschen unsichtbar, kein unmittelbarer Kontakt.
#4 Die Landwirtschaft ist eine andere geworden.
#5 Neue Perspektiven auf und neues Wissen über Tiere.
Zudem hat der Konsument wenig Ahnung; wer keine Ahnung hat, muss vertrauen. Was führt zu Vertrauen in bestimmte Produkte/Marken/Menschen? Wir müssen Werte realisieren, die anderen wichtig sind. Wir brauchen eine wahrhafte Kommunikation, was wir sagen, muss stimmen. Wir brauchen Langfristigkeit. Wir dürfen Probleme nicht kaschieren, nichts erhöht unsere Glaubwürdigkeit mehr als wenn wir über Schwierigkeiten sprechen. Der Landwirt muss sich mit seinem Produkt identifizieren, die Arbeit endet nicht an der Stalltür. Wir müssen Dialoge führen und den Konsumenten ernst nehmen, nicht die „dumme Gesellschaft belehren wollen“. Der Vortrag war mit so vielen Fakten gespickt, vor allem auch zu den Feinheiten der Kommunikation, dass in einem Kurzbericht nicht näher darauf eingegangen werden kann. Vielleicht ist es interessant, Dürnbergers Buch „Ethik für die Landwirtschaft“ zu lesen. Seine Zuhörer waren begeistert.
Österreich: AMA-Gütesiegel
DI Benedikt Fritz sprach über die Weiterentwicklung des AMA-Gütesiegels bezüglich Tierhaltungskennzeichnung und Tierwohl. Fritz sprach Tierwohl/Tierhaltung als ein gesellschaftlich wichtiges Thema an, das bereits seit Jahren ein Kriterium im AMA-Gütesiegel-Programm Milch ist. In den kommenden Jahren wird der Fokus auf dem Auslaufen der dauernden Anbindehaltung und einer wesentlich verbesserten Tierhaltung mit dem neuen freiwilligen Modul „Tierhaltung +“ liegen. Landwirtschaft und Konsumenten werden von der AMA-Marketing aktiv informiert. Über „Entwicklungen am Milchmarkt und aktuelle Herausforderungen für die Milchbranche“ informierte Mag. DI. Johann Költringer (VÖM), bevor DI Karl Schober CBML) mit seinen Ausführungen zum Thema „Milch und Milchprodukte im nationalen und internationalen Codex“ die Vortragsreihe beendete. Das abschließende gemeinsame Mittagessen wurde noch einmal zum regen Austausch genutzt und alle Teilnehmer waren sich einig, dass es sich wieder einmal gelohnt hat, die AFEMA-Hofberatertagung zu besuchen.
karl werner sterk